„Augenblick“ - ein Blickfang
Von: Hans Berger
Ein „Augenblick“ ist im Grunde genommen lediglich ein Zeitintervall, also ein Abschnitt, der auf einer Zeitskala betrachtet einen Anfang und oft ein zu schnelles Ende hat. Was für ein unvergessliches Gefühl bleibt jedoch zurück, wenn aus der Aufforderung: „Komm doch einen Augenblick herein!“ Stunden werden. So jedenfalls kann es jenen Besuchern ergehen, welche in der Laufenburger Café-Galerie „Augenblick“ kurz in die aktuelle „Weihnachtsausstellung“ reinschauen wollen.
Café Galerie „Augenblick“ Blick in die „Weihnachtsausstellung“
Auf die Idee, in der Galerie „Stille Nacht“ anzustimmen wird kaum jemand der Besucher kommen, dazu sind die Räume zu hell, das „Oh Du fröhliche“ hingegen ist eher zu erwarten, weil die Arbeiten der acht Künstlerinnen vermitteln, dass alles mit sehr viel Freude und Liebe gemacht wurde. Es sind keine Werke zum Protzen, vielmehr um im Stillen für sich alleine zu geniessen und durch sie sich eben fröhlich stimmen zu lassen.
Stilvoll und originell
Wohl sind alle Produkte relativ preiswert zu erwerben. Aber keine Massenprodukte, die rundum verschenkt werden können. Die Empfänger eines in der „Weihnachtsausstellung“ erworbenen Geschenkes können davon ausgehen, dass sich die Schenkenden fest mit ihnen beschäftigt haben, was letztlich, ohne das Geschenk zu diskreditieren, mehr wert ist wie die Gabe selber. Ja, die Galerie bietet stilvolle und originelle Präsente mit langanhaltender Wirkung.
Wer sucht, der findet
Nach aussen, wie aber auch nach innen wirkungsvoll sind die Hüte von Corinne Stocker. Klar, zum Hut tragen gehört Mut, er ist aber das Accessoire mit Pfiff, welche alle anderen in den Schatten stellt. Es gibt keinen Kopf, dem ein Hut nicht steht, wer immer wieder probiert, findet den richtigen.
Mehr wie nur dekorativ und nicht alltäglich, die „gute Stube“ verschönernd, sind die Advents- und Trockenblumengestecke von Adeline + Anastasia Kehr sowie von Sabine Wülser. Und wer das Ambiente dann noch toppen will, hängt eines der Fotobilder von Sybille Hiltmann oder Tierbilder von Seraina Manzanell an die Wand.
Entführung
Es versteht sich von alleine, es könnte ganz schön in die Hosen gehen, jemanden mit solchen Geschenken überraschen zu wollen. Nicht aber, die potentiellen Empfänger für einen „Augenblick“ in die Wohlfühloase am Laufenplatz 149 zu entführen, bei einem Kaffee vom Ambiente berieseln und die Augen schweifen zu lassen.
Vielleicht erweisen sich dann die gestickten Bilder von Maja Hungerbühler, die Handwebearbeiten von Maja Luz, das Glasfusing von Sabine Hofmann oder die filigranen Fimobilder von Monika Tobler als die geeigneteren Geschenke.
Um dies herauszufinden reicht allerdings ein Augenblick im „Augenblick“ garantiert nicht. Getestet werden kann dies noch bis zum 21. Dezember, jeweils von Mittwoch bis Freitag zwischen 14 und 18 Uhr sowie am Samstag von 12 bis 17 und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
Kurzer Augenblick
Ein Augenblick kann wohl Stunden, aber offensichtlich kein Jahr dauern. Denn kaum so richtig wahrgenommen, schliesst die am 1. Februar 2014 von sieben Frauen eröffnete Café-Galerie „Augenblick“ mangels zahlenden Konsumenten Ende Dezember ihre Pforten für immer.
Ein weiterer Kulturverlust für Laufenburg, der aber auch auf, milde ausgedrückt, die nicht optimale Kulturförderung des Kantons hinweist, der seinen Ruf als Kulturkanton mit der Förderung der sogenannten grossen, Furore machenden Kunst erhalten will, jedoch zu vergessen haben scheint, dass die Kultur im Boden wurzelt.
Der deutsch-französischer Arzt, Theologe, Musiker, Kulturphilosoph und Friedensnobelpreisträger Albert Schweizer (1875 - 1965) meinte diesbezüglich: „Kultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoss. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Früchte tragen soll.“ Was der griechische Dichter Homer (etwa 8. Jh. v. Chr.) mit: „Man muss den Braten nicht vom Spiesse essen“ vermutlich ergänzt hätte.
Was die sieben Frauen mit der Café-Galerie „Augenblick“ am Laufenplatz 149 in Laufenburg lancierten, war im Sinne der grossen Denker. Ihre Bodenbearbeitung zu Gunsten der Kultur und deren Förderung wird fehlen. Schade, dass Augenblicke nur Augenblicke sind.
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