Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden - „I dänk chli nah“
Von: Hans Berger
Der Schweizer Schriftsteller und katholische Priester Heinrich Federer (1866-1928) schrieb: „Der Jodel ist ein echtes Kind der Berge“. Der mehrheitlich ein Jodellied prägenden Melancholie können sich wohl darum auch Bergwanderer kaum entziehen, sobald sie eine Anhöhe erreicht haben, die ihnen einen Blick in die Ferne und auf die unter ihren Füssen liegende, vermeintlich friedliche Welt gestattet. Eine Stimmung, die genauso zum „Grübeln“ einlädt wie vergangenen Sonntag der Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden anlässlich seines Kirchenkonzerts in Kaisten unter dem Motto „I dänk chli nah…“
Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden
Friedliches Miteinander
So lüpfige Ländlermusik wie sie das Schwyzerörgeli-Duo „churzschluss“ zum Auftakt des Konzertes vortrug, war für die „Ohren“ der in sich gekehrten Heiligen-Statuen in der Röm-kath. Kirche St. Michael wohl eher aussergewöhnlich. Ganz ihrem Gusto entsprach dann aber gewiss der „Glogge-Jodel“, mit welchem der Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden unter der Leitung von Therese Lüscher seine Gäste in die Jodelwelt entführte.
Auch gegen die Empfehlung des Jodlerklubs im Lied „D‘Lüt im Dorf“
Drum häb Sorg und phaut dis Lache
Gang em Nachbr nid verbi
Läbsch im Stritt due Fride mache
Einisch wird kei Zit meh si
hatten die Heiligen wohl nichts einzuwenden. Wen wundert’s, sowohl die Christen wie die Jodler stehen für ein friedliches Miteinander und das darüber Sinnieren ein.
Erotik, Leidenschaft
Klanglich wie stimmungsmässig nahtlos setzte das Panflötenquartett „Panelodie“ mit der träumerischen Beschreibung des „Monte Cristallo“, dem 3‘221 Meter hohen Berg in den Dolomiten, das Konzert fort.
Dass der Jodelgesang und das Panflötenspiel dennoch einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben, demonstrierte das Ensemble mit einem südamerikanischen Tango, dessen Merkmale sinnliche Erotik, Leidenschaft, gepaart mit ein wenig Melancholie ist.
Lebensweisheiten
Es wäre daher nicht auszuschliessen gewesen, dass die Solojodlerin Sophie Brodbeck in ihrem Lied „Trotzchöpfli“ gegen die südamerikanischen, MeToo-Aktivisten auf den Plan rufende Gepflogenheiten rebelliert. Stattdessen aber empfahl sie mit Unterstützung der Akkordeonistin Priska Herzog gefühlvoll: „Rüehr nume s’Chöpfli ume und bhalt dys Füür im Dach. Loh s’Tüüfeli loh stüpfe, so blybsch mer ömel wach.“
Daraufhin resümierte das Terzett Schlossberg wohl folgerichtig:
Es wär so schön uf dere Wält
Gäbs nid Zangg und Striit
Die einte chäre wägem Gäud
Die andre chöis wäge nüd
E Mänge hät vor siner Tür
Säuber z wüsche gnueg
Doch mischt är sich i jedes Kärb
Und find drbi kei Rueh
Ier liebe Lüt gäit Sorg zunand
Lueget öich z verstah
Drum schaffit aui Hand in Hand
Nur so cha Gfröits entstah
Ja guets und Gfröits entsta
Worauf der Jodlerklub eingestand: Miner Gedanke si ned nume sorgefrei, viel Ungrächtheite wei nid usem Sinn. Kei Morgegruess u Fehler bi de andre gseh, s’git Lüt die läbe so s’isch mängisch schlimm. E ächte Fründ git üser Seel der nötig Halt, das bruche mir, dass üs i üsem Läbe gfallt. I werde still u dänk chli nah wie schön das ich’s grad hie u jetz darf ha.
Eintracht
Die melodiös eingebetteten Ratschläge und Lebensweisheiten untermauerte das aufgestellte Publikum in der voll besetzten Kirche jeweils mit einem voluminösen Beifall und bei der lüpfigen Ländlermusik der „churzschluss Örgeler“ war ab und an gar ein freudiger Juchzer zu vernehmen. Die Begeisterung des Auditoriums äusserte sich auch darin, dass es von allen Ensembles mit stürmischem Applaus eine Zugabe forderte.
Es ist daher davon auszugehen, dass niemand der im Kirchenschiff versammelten Freunde der Volksmusik das nachfolgende Zitat von Heinrich Federer anzweifelte: „Der Jodel ist ein echtes Kind der Berge, jäh sich zu Gipfeln erschwingend und sanft zu Tälern abfallend. Er ist der urwüchsigste und erdhafteste Ausdruck der Menschlichkeit, rohes, aber lauteres Gold!“
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