Fischers Witwe Bolte disloziert
Von: Hans Berger
Nein, die Witwe Bolte der Rheingenossenschaft Kaiseraugst hat tatsächlich wenig gemein mit jener des seinerzeit einflussreichsten, humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands, Wilhelm Busch (1832-1908). Das wundert jedoch eigentlich wenig, denn bei den heuer ihren vierzigsten Geburtstag feiernden Rheingenossen gibt’s noch andere Ungereimtheiten...
Witwe Boltes altes Domizil
Kurios
Dass die Kaiseraugster Fischer - obwohl an einem Binnengewässer tätig – anno 1979 ihre erste Chilibibeiz „Walfisch“ nannten, ist ja schon grenzwertig, mag aber gerade noch angehen; dass sie jedoch - entgegen dem Beizennamen und ihrem Hobby - Poulets anboten, ist - milde ausgedrückt - schon etwas kurios.
Zum Teil korrigiert wurde diese „Diskrepanz“ erst 1991, auf Vorschlag des Rheingenossen Kurt Wohlgemut hiess die Chilibibeiz nun „Witwe Bolte“. Da deren Domizil, ein altes, den Ortsbürgern gehörendes Bauernhaus, nun saniert und umgebaut wird, zeigte sich die Rheingenossenschaft generös und bot der Bolte als neues Quartier ihr Vereinslokal „Pumpihus am Rhy“ an.
Vier von zehn Streichen
Dieses war indes nur der erste Streich der Rheingenossen. Der zweite folgte am vergangenen Samstag. Frühmorgens um zehn Uhr hatten sie Behördenmitglieder und Vorstände von befreundeten Vereinen eingeladen, den betrüblichen Aus- und festlichen Einzug der Witwe Bolte zu begleiten. Hatte die Witwe anfänglich noch feuchte Augen, waren die schnell trocken und glänzten gar freudestrahlend, als sie die Fähri bestieg und auf der Fahrt seitens des Säckelmeister Urs Rychener auf die Schönheiten des Römerdorfs aufmerksam gemacht wurde.
Dies also war der dritte Streich, doch der vierte folgt sogleich. Kaum hatte Bolte nach der Anlegung der Fähre beim „Pumpihus“ wieder festen Boden unter den Füssen, stellte sie betrübt fest, dass das Angebot der Fischer gar nicht so edel war, wie sie angenommen hatte.
Denn anlässlich ihres 40. Geburtstages hatten die Rheingenossen am Samstag und Sonntag die Bevölkerung zum „Güggelischmaus“ geladen. Und weil ihr klar war, dass nur sie das Gefieder so würzen und goldgelb, saftig braten kann, wusste sie auch sofort, was ihr die Stunde geschlagen hat. So nahm sie nach einem Glas Sekt, zwar etwas murrend, aber gleichwohl freudvoll ihre angestammte Arbeit zur vollen Zufriedenheit der zahlreichen Gäste wieder auf.
Werdegang
Derweilen ergriff Heinz Weisskopf, Präsident der 104 Mitglieder zählenden Rheingenossenschaft Kaiseraugst das Wort, hiess die illustre Gästeschar willkommen, freute sich über die Anwesenheit des Gründungsmitgliedes und langjährigen Präsidenten Peter Thomi, stellte das von der Cellulosefabrik 1898 erbaute, 1987 von den Ortsbürgern erworbene und den Fischern in Fronarbeit auf Vordermann gebrachte einstige „Pumpihus“ sowie die auf den Zweck des Vereins hinweisenden Statuten vor. Gegründet wurde der Verein am 23. Juni 1977 von elf Fischerkameraden.
Anliegen und Sorgen
Ein grosses Anliegen des Vereins sei die Förderung von Jungfischern, die Pflege von Flora und Fauna. Die grosse Hoffnung sei, dass eines Tages der Lachs auch am Hochrhein wieder heimisch werde.
Ein grosses Problem seien die invasiven Fische und insbesondere die über den Rhein-Main-Donau Kanal kommende Schwarzmeergrundel, welche in den Basler Rheinhäfen fast neunzig Prozent der Fischbestände ausmache. Sorgen machen sich die Fischer aber auch bezüglich der die Krebspest verbreitenden Signalkrebse.
Herz und Auge offen
Nach der Ansprache wurden die Sorgen und Probleme für zwei Tage ad Acta gelegt, dafür umso mehr die Idylle des Anwesens genossen, genussvoll Güggelis geschmaust und des Öfteren auf den 40. Geburtstag der Rheingenossenschaft Kaiseraugst angestossen. Wäre Witwe Boltes Schöpfer Wilhelm Busch anwesend gewesen, hätte ihn die vorherrschende freudige Stimmung bestimmt zur folgenden Analyse animiert:
Obgleich die Welt ja, so zu sagen,
Wohl manchmal etwas mangelhaft,
Wird sie doch in den nächsten Tagen
Vermutlich noch nicht abgeschafft.
So lange Herz und Auge offen,
Um sich am Schönen zu erfreun,
So lange, darf man freudig hoffen,
Wird auch die Welt vorhanden sein.
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