Kaiseraugster Fotzel-Show - entflammt die Besucher lichterloh
Von: Hans Berger
Die Vorfasnachtsveranstaltung der MG Fotzelschnitte gehört zwischenzeitlich genauso zu Kaiseraugst wie der römische Wachturm im Wappen der Gemeinde. Ein Beleg dafür ist, dass die Tickets für die fünf Vorstellungen innert neunzig Minuten rübis stübis weg waren. So konnte gestern im - zum Varieté aufgemotzten - Violahofsaal die siebte, scharf-süsse Fotzel-Show in vollem Haus gestartet werden.
Die Tratschiwyber Waltraud und Stella alias Käthi Hossli und Margrith Schmid
Nobody is perfect
Eine kunterbuntes Spektakel, dessen roter Faden die Persiflage des urmenschlichen Verhaltens und die süffige Unterhaltung des Publikums ist. Bezeichnend dafür das Motto des Regisseurs René Michel: „Das oberste Ziel ist nicht die Perfektion, sondern das Lachen der Zuschauer“. Das heisst, es gehört beinah schon zum Konzept, dass in der Vorstellung Patzer vorkommen dürfen und sich das Auditorium dann auch ungehemmt darüber amüsieren darf.
Die Forderung nach einer „Fehlerkultur“ ist in fast allen Unternehmen zu hören. Wieso sie eigentlich so populär ist – und dennoch so selten praktiziert wird, ist daher unbegreiflich. Es vermag jedoch keine Geiss wegzuschlecken: Wer stets Angst davor hat, einen Fehler zu begehen, der verfolgt immer die gewohnten Bahnen, probiert nichts Neues und hat eigentlich keine Chance auf einen grossen Erfolg. Genau diese, von der MG Fotzelschnitte angewandte Doktrin lässt den Akteuren während des Auftritts viel Spielraum zur Entfaltung / Spontanität und ist Teil des Erfolgs der Fotzel-Show.
Rückblick
Ihren Ursprung hat die „Fotzelschnitte“ im legendären „Schnooggestich“, welcher 1993 im zwischenzeitlich nicht mehr existierenden Löwensaal - dem einstigen Epizentrum der Kaiseraugster Beizenfasnacht - seinen Anfang nahm und im Kraftwerkschopf, nicht zuletzt auch aufgrund dessen rustikalem Ambiente bis 2005 phänomenale Erfolge feierte.
Lacher am laufenden Band
Der tiefsinnige Sarkasmus der aktuellen Fotzelshow widerspiegelt sich in einer wortlosen Szene. In einem Kinosaal sind nur noch zwei weit auseinanderliegende Plätze frei, welche ein frischgebackenes Liebespaar einnimmt und dennoch mit Hilfe der zwischen ihnen sitzenden Besucher miteinander turteln kann.
Herrliche Episoden sind auch im Schwimmbad oder in einer Beiz zu beobachten. Warum die acapella singenden „d’Alcopellas“ in Roman Kilchspergers Fernsehshow „Hello Again“ noch kein Engagement hatten ist ebenso unerklärlich wie die bisherige Absenz des „Kugelathleten“ im Zirkus Knie.
Zu beinah schon weltweitem Ruhm hat es jedoch die Kaiseraugster Gugge Grossschtadtchnulleri gebracht, daher versteht sich von alleine, dass sie den Saal zum Beben bringen. Zu den Berühmtheiten des MG Fotzelschnitte-Ensembles gehört indes auch „dr Stägefässler“, welcher einmal mehr – mal vorbereitet, mal spontan - punktgenau verspottet, was sich in den vergangenen zwölf Monaten im Dorf so alles abgespielt hat. Der Clou seiner Verse ist, dass auch ohne grosses Insiderwissen darüber gelacht werden kann.
Warum aber ausgerechnet die unaufhörlich motzende und tratschende Waltraud und Stella die beiden einzigen Logenplätze im Saal zugeschanzt bekamen, und das, inklusive Cupli, erst noch gratis, könnte beim auf harten Holzstühlen sitzenden, aber dennoch begeisterten Publikum zu Frustration führen, wenn nicht gleichzeitig das Geplapper der beiden schrulligen Tanten so unterhaltsam wäre.
Summa summarum
Die siebte Auflage der Vorfasnachtsveranstaltung der MG Fotzelschnitte kann seitens der Redaktion nur wärmstens empfohlen werden. Blöd daran ist allerdings, dass sie damit der Leserschaft keinen Dienst erweist, weil, wie bereits erwähnt, alle fünf Vorstellungen bereits ausverkauft sind.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»