Weniger Suchtmittel bei heutigen Jugendlichen
Von: mm/f24.ch
Die neusten Resultate der Schülerinnen- und Schülerbefragung 2014 zeigen eine deutliche Abnahme des Substanzkonsums. Die 15-Jährigen von heute sind im Umgang mit Suchtmitteln zurückhaltender als früher. Dies die Ergebnisse der repräsentativen nationalen Schülerstudie von Sucht Schweiz. Die Untersuchung wird alle vier Jahre im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) durchgeführt. Rund 10'000 Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren aus allen Landesteilen nahmen daran teil.
Jugendliche trinken und rauchen weniger häufig als noch vor vier Jahren. Aus Sicht der Suchtprävention ist diese positive Entwicklung eine Chance, damit weniger junge Menschen problematische Konsummuster entwickeln und verfestigen. Sie müssen in ihrem Verhalten bestärkt werden.
Seit der ersten Datenerhebung 1986 sind heute bei der Konsumhäufigkeit im Bereich Alkohol und Tabak die tiefsten Werte zu verzeichnen, wobei der Rückgang in den letzten vier Jahren deutlich ausfällt. Dieser betrifft die meisten im Rahmen der Befragung berücksichtigten Indikatoren - einzige Ausnahme ist der mindestens einmalige Cannabisgebrauch im Monat vor der Befragung, welcher unverändert blieb. Im Fokus stehen nachstehend die 15-jährigen Jungen und Mädchen.
Alkoholkonsum: Markanter Rückgang bei 15-jährigen Jungen Folgende Zahlen verdeutlichen die positive Konsumentwicklung der letzten vier Jahre. 10% der 15-jährigen Jungen und 6% der gleichaltrigen Mädchen in der Schweiz trinken mindestens einmal pro Woche Alkohol. (Im 2010 waren es noch 27% bzw. 13%). Besonders deutlich ist hier der Rückgang um fast zwei Drittel bei den 15-jährigen Buben.
Ein ähnlicher Verlauf zeigt sich bei der selbst wahrgenommenen Betrunkenheit, wenn auch weniger ausgeprägt. 16% der 15-jährigen Buben und 13% der Mädchen gaben an, schon mindestens zwei Mal im Leben richtig betrunken gewesen zu sein. (Im 2010 waren es noch 28% bzw. 21%).
Die meistgenannte Kategorie von Motiven für den Alkoholkonsum betraf soziale Motive, d.h. um gesellig zu sein (feiern, lachen usw.), wobei Bier bei den 15-Jährigen das beliebteste alkoholische Getränk ist. Nur eine Minderheit gab an, zu trinken um Freunde zu gewinnen oder zu einer bestimmten Gruppe zu gehören.
Mehr als 75% der 15-jährigen Jugendlichen, die mindestens einmal im Monat vor der Befragung Alkohol tranken, sagten, alkoholische Getränke von Bekannten erhalten zu haben. Immerhin gab gut ein Viertel der Konsumierenden an, Getränke selber gekauft zu haben. Zu bedenken ist, dass die Abgabe von alkoholischen Getränken an unter 16-Jährige verboten ist.
Weniger 15-jährige Mädchen und Jungen rauchen Etwas mehr als ein Drittel der 15-Jährigen haben schon einmal eine Zigarette geraucht und 7% der 15-Jährigen rauchen täglich (im 2010 waren es noch 12%), wobei keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen.
In der jüngsten Befragung gaben etwas mehr als die Hälfte der 15-jährigen täglich Rauchenden an, bis zu fünf Zigaretten pro Tag zu rauchen; ein Viertel raucht bis zu einem halben Paket (6-10 Zigaretten). Das mindestens wöchentliche Rauchen erreichte im 2014 einen Tiefststand: 12 % der 15-jährigen Jungen rauchen mindestens einmal pro Woche, bei den gleichaltrigen Mädchen sind es 9%. (Im 2010 waren es noch 19% bzw. 15%).
Jugendliche haben oft verschiedene Bezugsquellen: Gut zwei Drittel jener, die mindestens einmal im Monat vor der Befragung rauchten, haben Zigaretten von Bekannten bekommen. Und fast zwei Drittel sagten, Zigaretten selber gekauft zu haben. Dieser hohe Anteil bestätigt die Resultate von Testkäufen, wonach Jugendliche selbst in Kantonen mit Verkaufsverbot an Minderjährige relativ leicht selber Zigaretten kaufen können.
Weniger starker Rückgang beim Cannabis
30% der 15-jährigen Jungen und 19% der gleichaltrigen Mädchen gaben in der Befragung im 2014 an, schon einmal im Leben Cannabis konsumiert zu haben. (Im 2010 waren es noch 36% bzw. 25%). Der einzige hier besprochene Indikator, der im 2014 nicht zurückging, ist der Gebrauch in den 30 Tagen vor der Befragung.
Die jüngsten Resultate zeigen, dass knapp 15% der 15-jährigen Jungen und 10% der Mädchen mindestens einmal im letzten Monat Cannabis konsumierten. Auffallend ist, dass die grosse Mehrheit der Cannabisgebrauchenden auch Alkohol und Zigaretten konsumiert. Bekannte werden deutlich am häufigsten als Zugangsquelle zu Cannabisprodukten genannt.
Mögliche Erklärungsansätze
"Der Rückgang beim Alkohol- und Tabakkonsum könnte eine Normänderung widerspiegeln und evtl. auch Ausdruck eines stärkeren Gesundheitsbewusstseins in der Gesellschaft sein", sagt Irene Abderhalden, Direktorin von Sucht Schweiz. Die Resultate legen nahe, dass Jugendliche von heute ein anderes Konsumverhalten zum Ausdruck bringen.
Die Frage stellt sich, ob die Nutzung neuer Medien einen Einfluss hat. Die meisten 15-jährigen Jugendlichen gaben an, in ihrer Freizeit mehr als drei Stunden pro Tag am Computer, vor dem Fernseher, dem Smartphone oder der Spielkonsole zu verbringen.
Es ist denkbar, dass sie deswegen mehr Zeit zu Hause verbringen und so weniger in direkten Kontakt mit Suchtmitteln kommen. Gleichzeitig bietet aber das Internet viele Werbemöglichkeiten, die den Konsum begünstigen können. Bei intensiver Mediennutzung sind überdies Schlafprobleme eine mögliche Folge oder andere Aktivitäten und Freundschaften im "realen" Leben werden vernachlässigt.
Der Rückgang ist sehr erfreulich; dabei darf nicht vergessen werden, dass Jugendliche in diesem Alter nichts konsumieren sollten. Der im Wachstum befindliche Körper ist anfälliger für die Schäden des Substanzkonsums.
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