Psychische Belastung von jungen Arbeitslosen ein unterschätztes Problem
Von: mm/f24.ch
Die psychische Gesundheit ist bei rund drei Viertel der befragten jugendlichen Arbeitslosen im Kanton Zürich belastet, zeigt eine Untersuchung der ZHAW. Eine frühzeitige Erkennung psychischer Belastungen ist zentral, damit die Betroffenen wieder arbeitsfähig werden und langfristig die Anzahl ausserordentlicher IV-Renten gesenkt werden kann.
Eine Untersuchung der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeigt: Knapp drei Viertel der untersuchten arbeitslosen Zürcher Jugendlichen zeigen psychische Auffälligkeiten.
Die ZHAW-Forschenden befragten 150 arbeitslose Jugendliche aus dem Kanton Zürich, die sich in Motivationssemestern befanden, zu verschiedenen erlebten Belastungen. «Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend», sagt Agnes von Wyl, Leiterin der Untersuchung und Professorin am Departement Angewandte Psychologie der ZHAW.
«Bei 74 Prozent der Befragten haben wir Hinweise auf zumindest eine psychische Auffälligkeit gefunden. 29 Prozent zeigten Anzeichen für Depressivität». Bei 20 Prozent fanden die Forscher zudem Hinweise für Alkohol- und bei 21 Prozent für Cannabis-Missbrauch.
Die Frage, ob die Jugendlichen gerade wegen der Belastung der Arbeitslosigkeit psychische Auffälligkeiten entwickelten, oder ob diese bereits vorher bestanden und die Arbeitslosigkeit mitverursachten, lässt sich jedoch nicht abschliessend beantworten. Mühe, sich an Gesetze und Regeln zu halten, Aufmerksamkeitsprobleme und hoher sozialer Rückzug sind gemäss der Auswertung Risikofaktoren, die einer späteren psychischen Erkrankung vorausgehen können.
«Damit sich bei jugendlichen Arbeitslosen eine psychische Belastung nicht zu einer psychischen Störung entwickelt, ist eine frühzeitige Erkennung wichtig», so Anges von Wyl. «Unser Forschungs-Team arbeitet momentan an einem entsprechenden Instrument zur Früherkennung». So können mögliche negative Folgen der erlebten Arbeitslosigkeit frühzeitig abgefangen, die Arbeitsfähigkeit gefördert und die Anzahl ausserordentlicher Invalidenrenten gesenkt werden.
Arbeitslosigkeit kann psychische Störungen fördern
Schweizer Jugendliche erfreuen sich mehrheitlich guter Gesundheit. Trotzdem steigt die Anzahl psychischer Erkrankungen und es werden vermehrt ausserordentliche IV-Renten aufgrund psychischer Probleme an junge Erwachsene vergeben. Depressionen sind bei Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren die häufigste Ursache für Krankheit und Behinderung.
Das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken steigt in der schwierigen Übergangsphase der Adoleszenz. Insbesondere der Wechsel von der Ausbildung in die Arbeitswelt birgt verschiedenste berufliche und persönliche Herausforderungen, die zu psychischen Belastungen führen können.
Ein besonderes Problem stellt dabei die Arbeitslosigkeit dar. Sie wird als besondere Belastung erlebt und kann psychische Störungen fördern. Zudem ist die Stigmatisierung von Arbeitslosen in der Schweiz wegen der im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ tiefen Jugendarbeitslosigkeit von etwa drei Prozent höher, da sie damit zu einer Minderheit gehören. Dies wird als zusätzliche Belastung erlebt. Für Jugendliche und junge Erwachsene ist es deshalb wichtig, im Arbeitsprozess integriert zu bleiben.
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