MG Hornussen - stilvoll, blumig und schmissig
Von: Hans Berger
So stilvoll, farbenfroh und harmonisch wie die beiden, die Bühne der Mehrzweckhalle Hornussen flankierenden, riesigen Bouquets war am vergangenen Samstag auch das gut besuchte Jahreskonzert der Musikgesellschaft Hornussen, unter der versierten Leitung von Michael Kohler.
MG Hornussen - stilvoll, blumig und schmissig
Falls die Füsiliere vom Bataillon 23 so zackig marschieren, so gut gelaunt sind und so virtuos agieren wie die Baritonstimmen im selbigen Marsch, mit dem die MG Hornussen ihr Jahreskonzert eröffnete, dann ist es um die Schweizer Armee nicht schlecht bestellt. Die Freude über das positive Analyseergebnis bewog jedenfalls das Orchester, im gemütlichen böhmischen Polkatakt „zwei Tränen“ zu vergiessen.
Unverkennbar
Neben James Last war Bert Kämpfert der erfolgreichste deutsche Orchesterchef nach dem Zweiten Weltkrieg. Seinen von Rhythmusgruppe und Bass dominierten unverkennbaren Sound coverten die Hornusser Musikantinnen und Musikanten zum verwechseln ähnlich. Im Medley inbegriffen war natürlich Kämpferts „Dankeschön“, mit welchem sich seinerzeit der grosse Peter Alexander nach seiner Fernsehshow verabschiedete, auch „Blue spanish Eyes“, das heute noch verliebte Tanzpaare zur festeren Umschlingung animiert, besonders wenn es noch von Al Martino gesungen wird.
Der unterhaltsam und mit viel Witz durchs Programm führende René Schweizer hätte den Titel der Hornusser Tambouren nicht ankündigen müssen, denn bereits nach dem ersten Takt kristallisierte sich unzweifelhaft heraus: die Trommler imitieren „D’Ysebahn“.
Supplement
Die drei Klarinettistinnen Sandra Müller, Corinne Schüttel und Claudia Stäuble beherrschen nicht nur ihr Instrument, sondern sind offensichtlich zusätzlich noch wahre Meisterinnen im „Dampfnudeln“ machen, ansonsten hätten sie die Polka selben Namens wohl kaum so geschliffen, routiniert und leichtfüssig hingezaubert. Dem Publikum haben sie jedenfalls derart gut geschmeckt, dass es mit frenetischem Applaus erfolgreich ein Supplement verlangte.
Irgendwie verständlich, dass das Trompetenregister das Feld nicht alleinig dem Klarinettenregister überlassen wollte. Und so warben Martina Good, Paul Herzog, Fabian Herzog und Patrick Bruhin äusserst bravourös mit „Mexican Trumpets“ um die Gunst des Auditoriums, welches die Leistung des Quartetts mit Bravorufen und riesigem Applaus quittierte. Offensichtlich ein musikalisch nimmersattes Publikum, denn schon wieder, wie später auch noch, forderte es eine Nachschöpfung, was das Orchester bereitwillig gewährte.
Empfehlung
Obwohl der Erfolg unbestritten vorhanden, nahmen sich die Hornusser Musikerinnen und Musiker die Empfehlung des US-amerikanischen Philosophen, Naturalisten, Schriftstellers und Mystikers Henry David Thoreau (1817-1862) „Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen, wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen“ zu Herzen und träumten zusammen mit dem begeisterten Publikum den „Böhmischen Traum“.
„Aller gute Dinge sind drei“, dachte wohl das Saxophonregister der MG Hornussen und so stellten sich auch Adina Bühler, Reto Bühler, Daniel Frangi, Roland Screm vor das Orchester, spielten das fröhliche beschwingte „Saxophon Jubilee“ und das noch immer heisshungrige Publikum verlangte abermals Supplement.
Rythmus im Blut
Der von der Hornusser Dorfmusik jazzig und rockig vorgestellte „Watermelon Man“ weckte die Vorfreude auf diese knackige, erfrischende Sommerfrucht. Damit das Orchester das rhythmisch anspruchsvolle Stück zu meistern vermochte und dieser Wassermelonenverkäufer mit jenem des Komponisten Herbie Hancock identisch war, bedurfte es des vollen Körpereinsatzes des Dirigenten Michael Kohler.
Die Hornusser Tambouren warten immer wieder mit neuen Perkussionstechniken auf. Heuer ersetzten sie bei „Step by Pet“ ihre Baslertrommeln mit Tischen, nahmen anstelle von Schlagstöcken Petflaschen und begeisterten die Zuhörerschaft mit einem perkussionistischen Feuerwerk. Fazit: Das nimmersatte Publikum war noch immer nicht satt genug.
Hommagen
Ab 1965 war James Last mit seinem Happy Sound zwei Jahrzehnte lang Stimmungsgarant für jede Fete. Mit seinem „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ aufzuwachen erleichtert auch heute noch genauso das Aufstehen wie sein Happy Sound Stimmung in jede Party zu bringen vermag. Mit einem Medley würdigten die Hornusser Dorfmusikanten das Schaffen des grossen Bandleaders.
Spätestens bei der „Blues Brothers Revue“ zeigte sich, dass Michael Kohler ein Vollblutmusiker ist, für den die Noten nicht nur mathematische Anordnungen sind, sondern ihnen seitens der Dirigenten und Interpreten Seelen eingehaucht werden müssen. Und so rockte es in der Mehrzweckhalle, dass der Boden bebte und die Wände wackelten.
Vor dem vermeintlich letzten Stück würdigte Präsident Gottfried Herzog seine Mitmusiker Paul Herzog, Pius Herzog und Marcel Herzog für 50-, 35- und 25-jährige Mitgliedschaft. Den Marsch „San Carlo“ durften sich die Jubilare am Stehtisch bei einem Glas Wein zu Ohren führen. Mit einer Variation von „Happy Birthday“ gratulierte das wieder vollständig besetzte Orchester dem ehemaligen Mitmusikanten Josef Herzog zum 80. Geburtstag.
Gesättigt
Das nach wie vor musikalisch nimmersatte Publikum forderte von der MG Hornussen zuerst eine beschwingte, jazzige Nummer mit Schlagzeugsolo und schränzenden Posaunen heraus und gab sich erst nach dem schmissigen Arosa-Marsch gesättigt.
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