Stafikids auf der Suche nach Freundschaft
Von: Hans Berger
Vermutlich gibt es hierzulande nur wenige Menschen, die Marcus Tullius Ciceros (106-43 v.Chr.) Ansicht „Freundschaft ist Gefühl und Verständnis füreinander und Hilfsbereitschaft in allen Lebenslagen“ nicht teilen, aber trotzdem eine Leben lang danach suchen, weil sie die für eine Freundschaft zwingende Balance zwischen Geben und Nehmen stets nur aus ihrer Warte beurteilen. Beherzigten sie indes George Washingtons (1732-1799) Erkenntnis „Wahre Freundschaft ist eine sehr langsam wachsende Pflanze“ wären sie, wie Lea und Sarah in der neusten Produktion vom Kindertheater Stafikids „Nächschte Halt… Fründschaft“ längst fündig geworden.
Die Stafikids nach der erfolgreichen Suche der Freundschaft
Steiniger Weg
In einer Zeit, in der man via Satellit im Nu weltweit tausende vermeintliche Freunde haben kann, werden die Werte und Einsichten eines Cicero oder Washington eher belächelt oder gar mit der Bemerkung „Schnee von gestern“ weggespült. Wenn aber dann der Wunsch nach einem gedanklichen Austausch mit einem Gegenüber, dessen Reaktion unmittelbar zu beobachten, zu erleben ist, dann offenbart sich einem oft ein steiniger Weg, um eine Freundschaft knüpfen und erst recht halten zu können.
Spiegelbild
Wie beschwerlich dieser Pfad sein kann, schilderte vergangenen Samstag unter der Regie von Malena Allenbach und Cecilie Suter das Kindertheater Stafikids eindrucksvoll - auch mal unter die Haut gehend - im von Malena Allenbach und der Schauspieltruppe ausgedachten Freundschaftsmärchen „Nächschte Halt… Fründschaft“. Und wie so manches Märchen, ist es nicht nur für Kinder geeignet, sondern versteht es, den Erwachsenen spitzfindig, aber unverblümt den Spiegel vorzuhalten und den Mahnfinger zu zeigen.
Diametral entgegengesetzt
Unterschiedlicher könnten Sarah (Doppelbesetzung Corina Meier / Isabel Wülser) und Lea (Doppelbesetzung Lucine Fankhauser / Rahel Unger) wohl kaum sein. Nicht nur, weil sie aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen, sondern weil sie, aufgrund ihrer Herkunft, grundsätzlich anders „gestrickt“ sind.
Das Einzige, was sie halbwegs verbindet ist einerseits der Wunsch nach einer richtigen Freundin, ganz im Sinne des römischen Politikers, Anwalts, Schriftstellers und Philosophen Marcus Tullius Cicero und andererseits die Hoffnung, sich diesen auf der Reise mit dem Freundschaftszug erfüllen zu können.
Weg der Erkenntnis
Nach dem Besuch verschiedener Stationen, in denen die beiden Mädchen nur auf sich besonnene, gänzlich die eigenen Ziele verfolgende Menschen, sogenannte Individualisten trafen, erahnten sie zunehmend die Weisheit der Erkenntnis des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, George Washington.
Intuitiv merkten Sarah und Lea, wie recht doch dieser bedeutendste philosophische Schriftsteller der klassischen spanischen Literatur, Baltasar Gracian (1601-1658) mit seiner Analyse hatte: „Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.“
Fazit
Wie jedes Märchen hat natürlich auch jenes der Stafikids ein Happyend. Das in etwa wie folgt doppelsinnig umschrieben werden kann: „Ich muss nicht unbedingt ans Meer. Mit Dir an meiner Seite kann ich auch auf einen Eimer Wasser blicken und fühle mich wohl.“
„Nächschte Halt… Fründschaft“ wurde von Malena Allenbach und Cecilie Suter mit viel Fingerspitzengefühl für schauspielerische Details wie Mimik, Bewegung, Sprache inszeniert, was bei 28 quirligen DarstellerInnen eine echte Herausforderung ist. Auch, dass sich niemand der unverkrampft spielenden Stafikids blamieren musste, ist gewiss ein Verdienst der beiden Regisseurinnen.
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