Grosses Klangerlebnis im Bergwerkstollen Herznach
Von: Hans Berger
Obwohl es der erste derartige Anlass war, versprach der organisierende Verein "Eisen und Bergwerke" für vergangenen Sonntag: „Ein Klangerlebnis im Bergwerkstollen Herznach“. „Etwas vollmundig“ dürften sich einige Skeptiker gesagt haben, „ein Stollen ist ein Stollen - nicht mehr, aber auch nicht weniger“. Falls einige von ihnen vergangenen Sonntag trotzdem der Einladung folgten, mussten sie, kaum hatte der Jodlerklub Frick unter der Leitung von Matthias Hunziker die ersten Takte gesungen, ihre Einschätzung gehörig revidieren und wären wohl beinah versucht gewesen, die Frage der JodlerInnen „Was brucht dis Herz zum glücklich si?“ mit „einen Bergwerkstollen“ zu beantworten.
Phänomenal
Ausschlaggebend für diese Kehrtwende der Skeptiker war nebst dem harmonischen Gesang der Männer und die unter die Haut gehende Klangfarbe des Jodlerinnentrios die vorwiegend dem Bass dienliche Resonanz des Stollens.
Der Grund für diesen besonderen, wenn nicht gar einmaligen Raumklang ist vermutlich der offene Entwässerungskanal. Ob jedoch alle Musikformationen davon profitieren können ist zu testen, für den Jodelgesang jedenfalls ist die Akustik phänomenal.
Es wäre daher äusserst schade, würde der Stollen dereinst nur zum Reifen von Käse genutzt, denn nebst der Akustik bietet der Raum auch noch eine besondere Atmosphäre.
Respekt
Die Bilder an den Wänden lassen erahnen, dass die Arbeit im Stollen vom Bergwerk Herznach kein Zuckerschlecken war. Das Ambiente suggeriert Respekt vor den dort zwischen 1937 bis 1967 tätigen Bergwerksleuten und der auf einer Abrechnung nachzulesende Lohn von 136.35 Franken für 88 Stunden (2 Wochen) Arbeit macht nachdenklich.
Bei einer aufgelaufenen Teuerung von 403.4 Prozent würde der Bergmann heute 685 Franken verdienen und müsste für ein Kilogramm Ruchbrot statt 55 Rappen teuerungsbereinigt 2.77 Franken bezahlen, was in etwa dem tatsächlichen Preis entspricht, was wiederum verwundert.
Seel ä chli la bambälä la
Jedenfalls teilten die Bergwerksleute und die in vielen Jodelliedern besungenen Bergbauern das selbe Schicksal, beide arbeiteten seinerzeit gleich hart und kamen dennoch nur selten auf einen grünen Zweig. Insofern bietet der Bergwerkstollen auch einen geeigneten Rahmen zur Drosselung der eigenen Ansprüche und um in die Welt der oft zur Bescheidenheit, zur Demut auffordernden Jodellieder eintauchen zu können.
So zum Beispiel beim vom Jodlerklub Frick vorgetragenen Lied „Dr Bergsee“, wofür er nachvollziehbar am 30. Eidg. Jodlerfest in Brig-Glis mit einem "sehr gut" ausgezeichnet wurde.
Der Präsident vom Verein Eisen und Bergwerke, Stefan Schraner, zeigte sich bei seiner Begrüssung nicht nur erfreut über den Grossaufmarsch, sondern auch vom Klangerlebnis und so fiel es im bestimmt leicht, der Empfehlung vom Jodlerclub Frick „D‘Seel ä chli la bambälä la“ Folge zu leisten.
Nebst der Fahrt mit der Stollenbahn, dem lukullischen Angebot seitens der Festwirtschaft genoss das begeisterte Publikum indes auch die Musik des Alphornquartetts Mostbuebe, welches den Raumklang auch zu schätzen wusste.
Kurzum - die Mehrheit der Aktiven und Passiven war sich gewiss darin einig, dass der Bergwerkstollen Herznach tatsächlich ein besonderes Klangerlebnis zu bieten hat.
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