„Freaktal Singers“ – mehr wie nur bravourös
Von: Hans Berger
Isaac Stern (1920-2001), wohl der bedeutendste Violinist des zwanzigsten Jahrhunderts meinte mal: „Das grösste Verbrechen eines Musikers ist es, Noten zu spielen, statt Musik zu machen“. Darauf und auf das Konzert vom vergangenen Samstag in Gipf-Oberfrick Bezug nehmend, kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass weder die „Freaktal Singers“ und schon gar nicht deren Leiter Arthur Buck „Verbrecher“ sind.
„Freakral Singers“ – mehr wie nur bravourös
Im Gegenteil, sie sind geradezu tugendhaft, weil sie sich an die mathematischen Vorgaben (Noten / Takt) des Komponisten halten, diese jedoch mit ihren Gefühlen ergänzen, eben - Musik machen - und somit die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht der Menschen auf den Punkt bringen. Was der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) einst wie folgt umschrieb: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“
Tausendsassa
Der den Chor mit vollem Körpereinsatz immer wieder aufs Neue zu Höheflügen inspirierende Dirigent Arthur Buck ist ein musikalischer Tausendsassa, er hat - egal ob Klassik, Jazz, Swing, Rock oder Pop – ganz im Sinne Isaac Sterns, das richtige Gespür für die Musik.
Er weiss, dass jedes Wort ein wichtiger Teil vom Rhythmus ist und fordert daher von den Sängerinnen und Sängern eine exakte Aussprache, der sie auch nachkommen, was für einen rund dreissigköpfigen Chor alles andere wie einfach ist, erst recht nicht, wenn obendrein noch in einer Fremdsprache gesungen wird.
Überhaupt achtet Arthur Buck auf die vielen kleinen Details, welche, nebst der Hauptmelodie und der Stimme, nicht unwesentlich zum Ruhm der vorgetragenen Songs beigetragen haben.
Bigband
Bezeichnend für das Klangbild der „Freaktal Singers“ ist auch Arthur Bucks Aussage: „Sie singen nicht, sie swingen, sie sind eine Bigband mit der dafür typischen Besetzung von Holz- und Blechsektion sowie der Rhythmusgruppe“; die Herren mit den dicken Bäuchen seien die Bässe, ergänzte er augenzwinkernd. Diese Grundhaltung macht dann vermutlich auch den besonderen Sound des Chores aus.
Da wird munter, vermeintlich so richtig frisch von der Leber weg durcheinandergespielt (gesungen) und gleichwohl klingt's harmonisch. Was ohne die strikte Einhaltung der Taktarten, Notenwerte, Ganzen, Halben, Viertel, Achtel, Sechzehntel, Triolen usw. nicht möglich wäre.
Klar, der Vollblutmusiker Arthur Buck macht selbiges mit links, für die Hobbysängerinnen und –sänger ist dies, in dieser Präzision - sicherlich nicht selbstverständlich und bedeutet für viele harte, schweisstreibende Knochenarbeit.
Apropos Band: zur Crème de la Crème unter den Musikussen gehören auch die Mitglieder der Begleitband. Bob Barton (piano/vocal); Victoria Mozalevskaya (sax); Det Baumann (bass) und Simon Palser (drums) verstanden es, den Chor mal dezent, mal akzentuiert, swingend, rockig und poppig zu begleiten. Keinen Zweifel an ihrem Können liess das Quartett mit Bob Bartons Eigenkomposition „So fast so good“, einem Boogie sowie dem Blues von Wilbert Harrison aus dem Jahre 1959 „Kansas City“.
Wortlos
Das Motto des von Oliver Wagner moderierten Konzertes „Zusammen wachsen – zusammenwachsen“ versinnbildlicht gewiss auch die Grundhaltung der „Freaktal Singers“.
Weil Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) damalige, heute noch geltende Erkenntnis: „Es wird so viel über Musik gesprochen und so wenig gesagt. Ich glaube überhaupt, die Worte reichen nicht hinzu, und fände ich, dass sie hinreichten, so würde ich am Ende keine Musik mehr machen. (Diese Worte lasse ich jetzt einfach im Raum stehen – setze mich wieder hin und lasse die Musik für sich sprechen …)“ nicht zu widerlegen ist, wird in diesem Bericht bewusst nicht einzeln auf die siebzehn vorgetragenen Songs eingegangen.
Standing Ovation
Nur so viel: ob nun das swingende „Route 66“, Frank Sinatras „New York, New York“, Louis Armstrongs eindrückliches Friedenslied zur Zeit des Vietnamkrieges „Wonderful World“, Polo Hofers „Alperose“, Leonard Cohens „Halleluja“, Brendan Grahams „You Raise Me Up“ wie auch die übrigen elf, hier nicht erwähnten Songs, wurden allesamt vom begeisterten Publikum mit stürmischem Beifall und zum Abschluss die Leistung der „Freaktal Singers“ mit einer lang anhaltenden Standing Ovation quittiert.
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