„Flohmi am Bach“ von Gipf-Oberfrick
Von: Hans Berger
Gut, gibt es Flohmärkte - sie widerlegen, zumindest ein wenig, die Existenz der oft und berechtigterweise angeprangerten Wegwerfgesellschaft. Waren die Trödlermärkte bis vor wenigen Jahren noch ein Refugium der armen Leute, sind sie heute „gesellschaftsfähig“ geworden und werden nicht mehr irgendwo in einem versteckten Winkel, sondern an prominenten Plätzen und Strassen abgehalten. So auch der „Flohmi am Bach“ von Gipf-Oberfrick, der vergangenen Samstag zum sechsten Mal stattfand.
„Flohmi am Bach“ von Gipf-Oberfrick
Vermögen Trödlermärkte die Wegwerfgesellschaft etwas zu relativieren, so verdeutlichen sie jedoch eine andere negative Eigenschaft, jene von „Geiz ist geil“ wie von einigen der Händler zu vernehmen war, gleichzeitig jedoch versicherten, dass es ihnen am „Flohmi am Bach“ besonders gut gefalle, sie sich hier wohlfühlten, ihn nicht missen möchten und daher dessen Termin in der Agenda stets dick unterstrichen sei.
Eine Einschätzung, welche sie mit manch hundert Flohmi-Fans teilen. Was Rosmarie und Werner Fasolin, Helene Häseli und Wendel Hilti im Jahre 2009 im kleinen Rahmen initiierten, hat heute überregionale Bedeutung erlangt.
Fünfer, Vierer und Dreier
Natürlich ist auch am Trödlermarkt von Gipf-Oberfrick die Chance, einen Rembrandt aufstöbern zu können etwa gleich gross wie einen Sechser im Lotto zu gewinnen. Aber - die 48 Mio. im Jackpot vom Schweizer Lotto wurden am 23. August ja auch abgesahnt, warum also soll am Flohmi in Gipf-Oberfrick kein Rembrandt, Warhol, Monet, da Vinci, Picasso und wie sie sonst noch alle heissen, die grossen Maler dieser Welt, gefunden werden?
In gleichem Masse problematisch wie ein verlorener oder nicht abgegebener Lottozettel wäre, wenn die Käuferin, der Käufer den Wert des erstandenen Bildes nicht einzuschätzen vermag. Obwohl, wenn sie nicht wissen was sie haben, tut’s nicht weh, die Millionen nicht zu haben, obwohl sie diese ja haben.
Ja, zugegeben, der lottobezogene Sechster mag etwas realitätsfremd sein, hingegen ist der Fünfer schon eher im Bereich des Möglichen, Vierer und Dreier jedoch gibt es "en masse". So, dass die Schnäppchenjäger jedenfalls kaum mit leeren Taschen nach Hause zurück müssen. Und wenn doch, so bestätigt dies nur die Richtigkeit des Sprichworts „keine Regel ohne Ausnahme“.
Motivationen
Bei den Menschen hinter dem Stand verbirgt sich oft die eine oder andere interessante Geschichte, die sie mit den angebotenen Waren verbindet. So manche trennen sich ungern von irgend etwas, aber der Platzmangel zwingt sie dazu. Andere wiederum haben einfach Spass, Flohmarkt zu machen und so ihr Taschengeld oder gar Einkommen aufzupolieren.
Für einige indes ist es schlichtweg ihr Broterwerb, verbunden mit der schweren Arbeit von Wohnungsräumungen, dem Wissen, das Gute vom Schlechten trennen zu können, den Erfahrungen bei schlechtem, kaltem Wetter stundenlang hinter der Theke zu stehen und am Schluss kaum einen Franken verdient zu haben und notabene jener Kundschaft gegenüber, welche den Werbeslogan „Geiz ist geil“ zu ihrer Lebensphilosophie erkoren haben, ein freundliches Gesicht wahren zu müssen.
Fazit
Wie die vorangegangen fünf „Flohmi am Bach“ bot ebenso der Sechste wieder ein tolles Ambiente, wobei diesmal auch Petrus das Seinige dazu beigetragen hatte, was letztlich wiederum zur fröhlichen Stimmung rund um den Bach beitrug. Der Name „Flohmi am Bach“ hält, was er verspricht und braucht weder mit „idyllisch“, „harmonisch“, „natürlich“, „ländlich“, „romantisch“ noch „malerisch“ ergänzt zu werden.
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