Spitalwahl - Schweizer wollen von der Todesrate nichts wissen
Von: mm/f24.ch
Wie beeinflussen Qualitätsfaktoren wie beispielsweise die Häufigkeit von Infektionen die Wahl des passenden Spitals? Das wollte comparis.ch in einer repräsentativen Umfrage von der Schweizer Bevölkerung wissen. Mit interessantem Ergebnis: Während die Komplikations- und Infektionsraten von Patienten in den Entscheid für oder gegen ein Spital einbezogen werden, wollen sie hingegen von der Todesrate nichts wissen. Und das, obwohl auch in Schweizer Spitälern noch immer zu viele Patienten an vermeidbaren Ursachen sterben.
Mündige Patienten folgen nicht mehr blind jeder Empfehlung des Arztes oder Spitals. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die comparis.ch in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinsitut Innofact Anfang April 2017 durchgeführte hat. Auch wenn neunzig Prozent der Schweizer bei Gesundheitsfragen den Empfehlungen grundsätzlich vertrauen, geben sechzig Prozent davon an, sich zusätzlich auf eigene Faust zu informieren.
Wichtige Entscheidungshilfen bei der Spitalwahl sind öffentlich zugängliche Qualitätsindikatoren wie die Komplikations- und Infektionsraten. Entsprechend erkundigt sich eine deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmer über die entsprechenden Bewertungen, bevor sie sich unters Messer legt.
Schweizer schauen auf Spitalqualität, wollen von Todesrate aber nichts wissen
Siebzig Prozent der befragten Schweizer wollen die Komplikationsrate kennen und knapp sechzig Prozent die Infektionsrate, bevor sie sich für das eine oder andere Spital entscheiden. Dabei fällt auf: Die ebenfalls öffentlich zugängliche Mortalitätsrate, auch Todesrate genannt, wird von den meisten Befragten schlichtweg ignoriert. 53 Prozent geben an, sich bewusst nicht darüber informieren zu wollen. Für den Comparis-Gesundheitsexperten Felix Schneuwly ist das plausibel, denn bei den meisten Patienten ist die Hoffnung auf Heilung stärker als die Angst vor dem Tod.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht davon aus, dass es in Schweizer Spitälern jährlich zirka 2'000 bis 3'000 vermeidbaren Todesfällen gibt. Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte beim Internetvergleichsdienst comparis.ch stellt fest: «Neben den stetig steigenden Kosten der medizinischen Vorsorgung brauchen mündige Patienten vor allem verständliche Angaben über Qualität und Risiken der bevorstehenden Behandlungen. Die Patienten haben es in der Hand, mit der faktenbasierten Spitalwahl den Wettbewerb um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu stimulieren».
Die von comparis.ch beauftragte Umfrage zeigt deutlich, dass Qualitätsindikatoren tatsächlich eine wichtige Entscheidungshilfe für die Patienten darstellen. So geben über achtzig Prozent der Befragten an, sich in ein anderes Spital einliefern lassen zu wollen, sollten die Todes-, Infektions- und Komplikationsraten über dem Durchschnitt liegen. Nur achtzehn Prozent wären davon unbeeindruckt.
Jeder fünfte Schweizer vertraut Spitälern weniger als noch vor zehn Jahren
Dass Herr und Frau Schweizer sich vermehrt kritisch mit Fragen zur Spitalwahl auseinandersetzen, das verdeutlichen die Antworten auf die Frage nach dem «Vertrauen in Schweizer Spitäler».
Auch wenn die grosse Mehrheit der Befragten (65 Prozent) angibt, ihr Vertrauen in die Spitäler hätte sich in den letzten zehn Jahren nicht verändert, wird eine wachsende Minderheit zunehmend misstrauisch: Bereits jeder fünfte Schweizer vertraut Schweizer Spitälern weniger also noch vor zehn Jahren. Lediglich 13 Prozent sagen, dass ihr Vertrauen zugenommen hätte.
Weiterhin wollte comparis.ch von den Umfrageteilnehmer wissen, welcher Empfehlung sie bei der Wahl eines Spitales am meisten vertrauen. Drei von vier Befragten (74 Prozent) antworteten, sie würden am ehesten der Empfehlung ihres Haus- oder Spezialarztes folgen. Ist die Meinung der Familie (33 Prozent) und Freunde (19 Prozent) in anderen Fällen sehr gefragt, traut man ihnen im Zusammenhang mit der Spitalwahl keinen qualifizierten Rat zu.
Fremdsprachige Ärzte: Schweizer misstrauisch
Hat sich der Patient für ein bestimmtes Spital entschieden, dann möchte er sich dort auch wohlfühlen können. Dazu tragen nach Meinung der Befragten vor allem zwischenmenschliche Faktoren bei. An erster Stelle nennen sie «freundliches Pflegepersonal / Ärzte» mit fast hundert Prozent, gefolgt von einem «gutem Betriebsklima» mit 91 Prozent.
Aber auch die lokalen Sprachkenntnisse von Ärzten und Pflegepersonal spielen eine grosse Rolle. Neunzig Prozent meinen, dass «Ärzte mit ausreichend lokalen Sprachkenntnissen» wesentlich dazu beitragen, sich in einem Spital wohlzufühlen. Nicht weniger sind es, die dasselbe vom Pflegepersonal erwarten (87 Prozent). Interessant ist dabei auch die Frage nach dem Vertrauen: Ein Drittel der Befragten sagt, sie würden einem fremdsprachigen Arzt weniger vertrauen, als einem, der ihre Sprache spricht.
Immerhin achtzig Prozent geben zudem noch an, dass ihnen «gutes Essen» während des Spitalaufenthaltes wichtig ist. Und mehr als jeder Zweite wünscht sich während seines Spitalaufenthaltes ein modernes Interieur und In-Room-Entertainment wie Fernseher, Musikanalage und Internetzugang.
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