Schlaflosigkeit – nur ein böser Traum?
Von: Benjamin Waschow
Schlaflosigkeit liess sich bisher im Labor kaum nachweisen. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg zeigen jetzt: Schlaflose Nächte finden oft nur im Traum statt. Das macht sie nicht weniger belastend, ermöglicht aber neue Therapien.
Schlaflosigkeit wird von Betroffenen als sehr belastend wahrgenommen. Sie fühlen sich müde, wenig leistungsfähig und unkonzentriert. Doch messen lässt sich die Schlaflosigkeit oft nicht. „Die meisten Patienten, die eine stark ausgeprägte Schlaflosigkeit schildern, schlafen im Schlaflabor rund achtzig Prozent des normalen Pensums“, sagt Dr. Bernd Feige, Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.
Nach dem Grund für diese Diskrepanz zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiv messbarer Schlafdauer suchen Wissenschaftler seit rund zwanzig Jahren. Erstmals liefern jetzt Forscher der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg eine objektiv messbare Erklärung. Sie beschreiben im Fachmagazin Sleep, dass Schlaflosigkeit in vielen Fällen nur ein böser Traum ist.
Für ihre Studie baten die Freiburger Forscher 27 Probanden mit schweren Schlafstörungen und 27 gesunde Schläfer ins Schlaflabor. In den ersten beiden Nächten gewöhnten sich die Probanden an die Umgebung. In den beiden Folgenächten weckten die Forscher die Probanden mit einem Signalton aus der REM-Phase, die auch als Traumphase (20 bis 25 % des Schlafes) bezeichnet wird.
REM-Schlaf wird von Sorgen um Schlaflosigkeit beherrscht
Sobald sie aufgewacht waren, drückten die Studienteilnehmer einen Knopf und ein Studienmitarbeiter befragte sie im abgedunkelten Zimmer. Die erste Frage war: ‚Haben Sie gerade geschlafen oder waren Sie wach?‘
Das erstaunliche Resultat: „Obwohl alle Probanden aus dem Traumschlaf geweckt wurden, war sich jeder sechste Proband mit Schlafproblemen sicher, wachgelegen zu haben“, sagt Dr. Feige. Gesunde Probanden wähnten sich hingegen fast nie wach.
Befragt nach ihrer letzten Erinnerung vor dem Signalton – also nach ihren Träumen –, berichteten die vermeintlich wachen Probanden von quälenden Gedanken darüber, nicht schlafen zu können. „Offensichtlich bauen manche Menschen die Sorge vor einer Schlafstörung in ihre Träume ein. Sie träumen also ‚nur‘ von einer Schlafstörung“, sagt Dr. Feige.
Bei ihrer Befragung vermieden die Mitarbeiter Begriffe wie „Träumen“, „Wecken“ und „Schlafen“, um den Probanden keinen Hinweis auf ihren Zustand zu geben.
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