MG Gansingen konzertierte erfolgreich mit dem „Neuen“
Von: Hans Berger
„S’erscht Mol mit em Neue“ mag vor allem für Outsider ein etwas eigenartiges Motto für ein Konzert sein, zu dem die Musikgesellschaft Gansingen vergangenen Samstagabend und Sonntagnachmittag einlud. Für Insider indes war der Titel nicht mehr wie logisch, denn schliesslich war es das erste Jahreskonzert der Dorfmusik unter der Leitung des neuen Dirigenten Michel Byland.
Um zu ergründen, ob der neue Coach seine Spielerinnen und Spieler im Griff hat, musste sich das Publikum allerdings noch etwas gedulden, da der Jugendmusik Geissberg unter der Leitung von Tobias Zwicky die Aufgabe oblag, für die Grossen das Terrain zu ebnen. Nach „Into the Clouds“, „Born to be wild“, „Forget you“ und einem Medley aus der Fernsehserie „C.L.Y.D.E.“ war der Boden topfeben. Dessen feurige Versiegelung übernahm ein Perkussions-Quartett, so dass danach dem Auftritt der Grossen nichts mehr im Wege stand.
Geschafft
Was den Wienern recht ist, soll auch uns genügen, wird wohl die Musikkommission gedacht haben und so startete die MG Gansingen ihr Jahreskonzert mit dem grandiosen Eröffnungswerk „Vienna Festival Music“ des österreichischen Komponisten Otto M. Schwarz.
Dem frenetischen Applaus war zu entnehmen, der „Neue“ hat seinen Einstieg mühelos geschafft. Falls es dennoch einige Skeptiker gab, waren deren Zweifel nach der musikalischen Reminiszenz an die Schutzpatronin vom Elsass und des Augenlichts, der heiligen Odilia, respektive „La Légende de Sainte Odile“ des Schweizer Komponisten Mario Bürki verflogen. Kunststück, das Orchester zeichnete die das Leben kennzeichnenden Elemente Freude, Leid, Geselligkeit, Einsamkeit, Hochmut, Demut authentisch nach.
Duell
Während es am Sonntagnachmittag draussen heftig stürmte, setzte die MG Gansingen dem meteorologischen Ungemach mit „Stål Himmel“ (Stahl Himmel) einen überzeugenden Kontrapunkt, den jedoch - im Gegensatz zum begeisterten Publikum - der himmlische Wettermacher einfach völlig missachtete.
Was der kann, können wir schon lange, dachten vermutlich die Gansinger Musikantinnen und Musikanten und schmetterten Petrus Johann Schrammels spritzigen Sonnenschein verheissenden, Lebensfreude verkündenden Traditionsmarschmarsch „Wien bleibt Wien“ entgegen. Fürs Plenum war eindeutig, die Dorfmusik hatte das Duell gewonnen, auch wenn es draussen weiterstürmte.
Rockig und poppig
Während sich die MG Gansingen im ersten Teil des Jahreskonzertes bezüglich Outfit und Sitzordnung traditionell gab, präsentierte sie sich nach der Pause in Bigband-formation, einer Showbeleuchtung und bunten Schlipsfliegen. Aber auch der souverän, witzig und informativ durchs Programm führende Moderator Andy Erdin hatte sein Äusseres dem neuen Umfeld angepasst.
Mit „In the stone“ der amerikanischen Soul- und Funk-Band „Earth, Wind & Fire“ offenbarte das Orchester sein zweites Gesicht und liess bei Elton Johns „I’m still standing“ keinen Zweifel daran, dass es auch den rockigen und poppigen Musikstil beherrscht und Frauenherzen genauso zum Schmelzen bringen vermag wie seinerzeit Elvis Presley, wenn er sein „Can’t help falling in love“ sang.
Eine regelrechte Ovation ernteten die vier „Glöckner“ von Gansingen für ihre vermutlich einmalige Interpretation von „The swan“ aus der Suite „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns (1835-1921).
Finale
Dem im März im Alter von neunzig Jahren verstorbenen Chuck Berry - einer der wichtigsten Innovatoren des Rock'n'Roll – gedachte das Orchester mit dessen wohl bekanntestev Song „Johnny B. Good. Treibende Drumgrooves, straighter Rhythmus, eingängige Melodien und viel Platz für die Kreativität der Solisten - das ist das Stück Groovin' Around, das wohl kaum grooviger zu spielen ist wie es die MG Gansingen zum vermeintlichen Abschluss ihres Jahreskonzertes zusammen mit dem „Neuen“ tat. Aufgrund des tosenden Applaus folge noch ein „Polo Hofer Medley“ und die pfiffige Polka „Sportpalast“
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