Brass Band Fricktal entflammt in Dur und Moll
Von: Hans Berger
Der Applaus ist bekanntlich der Künstler Lohn. Demnach wurde vergangenen Samstagabend in der Stadthalle von Laufenburg anlässlich des zweitletzten Konzertes unter der Ägide von Roland Fröscher die Brass Band Fricktal zum Multimillionär und konnte tags darauf im Kurbrunnen Rheinfelden am tatsächlich letzten Konzert das Vermögen noch verdoppeln.
Brass Band Fricktal entflammt in Dur und Moll
Künstlerolymp
Gewiss, Künstler ist ein grosses Wort und nicht alle, die sich als das einstufen verdienen den Titel. Wenn allerdings ein solches Programm, wie von der Formation an den beiden Frühlingskonzerten geboten, in nur sechs Proben einstudiert werden kann, dann haben wohl bereits alle 31 Musikerinnen und Musiker der Brass Band Fricktal ihren Fuss zumindest auf die Eingangsschwelle zum Künstlerolymp gesetzt, zu dessen erlauchten Bewohner zweifelsfrei Roland Fröscher längst gehört.
Wegweiser
Wo’s musikalisch langgeht und der Weg anspruchsvoll ist, demonstrierte die Band gleich zu Beginn des Konzertes mit „Processional for Brass Band“. Ein beeindruckender, jubilierender Auftakt, bei dem zehn, das Orchester flankierende Cornetisten den Ton angaben.
Wie sich im Verlauf des Abends feststellen liess, mangelt‘s der Band nicht an begnadeten Solisten, einer davon ist Renald Müller. Im ersten, bluesig swingenden Teil von „Hejre Kati“ bewies der Cornetist sein musikalisches Einfühlvermögen und im zweiten Teil - einem ungarischen Tanz - begeisterte er mit seinen schnellen Fingern und seinem flinken Zungenschlag.
Machtkampf
Bei der „A London Overture » von Philip Sparke dominierten nach einem heftigen Auftakt und einer kurzen zarten Passage die Baritone und Bässe das musikalische Geschehen, wogegen kurze Zeit später die Soprane und Tenöre heftig rebellierten und ihnen den Platz streitig machten. Auf dem Höhepunkt des „Machtkampfs“ mischte sich die Pauke an unerwarteten Stellen ein, was dem faszinierenden Stück einen zusätzlichen Esprit verlieh.
Melancholie, Sehnsucht, Schmerz sind die schattenseitigen Attribute der grossen Liebe, welche Hugh Nash im Stück „Demelza“ notenmässig auf den Punkt bringt und von Gabriel Salm auf dem Es-Horn mit an Dramatik kaum zu steigernden Sequenzen packend zum Ausdruck gebracht wurde.
Schwindelerregend
„The BB&CF“ sei ein alt ehrwürdiger Marsch, verkündete Gabriel Salm, der zusammen mit Renald Müller durchs Programm führte. Die Fricktaler Brass Band wäre indes wohl kaum die Brass Band Fricktal, wenn dieser Marsch ein herkömmlicher Marsch wäre. Im Gegenteil, es ist ein phrasierter, pointierter Marsch mit schwindelerregenden Läufen in allen Registern. Kaum vorstellbar, dass bei diesem Stück spielen und marschieren noch in Einklang zu bringen sind. Bei dieser Band kann allerdings auch das scheinbar Unmögliche nicht ausgeschlossen werden.
Rockerblut
Dies zeigte sich auch bei Charles Gounods „Finale from Faust“ wie desgleichen beim von Jessica Thoma und Michael Husner geflogenen Hummelflug. Was die Musikantinnen und Musikanten bei den zwei Kompositionen ihren Instrumenten zu entlocken vermochten, ist in Worte schlichtweg nicht fassbar. Spätestens nach dem Queen-Titel „Fat Bottomed Girls“ war klar: in den Adern der Bandmitgliedern fliesst auch echtes Rockerblut.
Happy Hour
Nachdem Urs Hasler eindrucksvoll vom schottischen Tal „Flowerdale“ geschwärmt hatte, tauschten die vier Solocornetisten ihr Instrument mit der Trompete, forderten mit Lionel Richies „All Night Long“ zur nimmer endenden Happy Hour-Party auf und legten zum Abschluss des Konzertprogramms mit dem lateinamerikanischen Rhythmus von „Children of the Amazonas“ noch einen Zahn zu.
Logisch, dass das Publikum mehr wollte. Mit seinem frenetischen Applaus vermochte es dann auch der Brass Band Fricktal drei Zugaben abzuringen.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»