Letzter „Zapfenstreich“ für 288 Soldaten
Von: Hans Berger
Per 31. Dezember 2017 werden im Kanton Aargau 1'314 Soldaten, Gefreite, Obergefreite und Unteroffiziere der Jahrgänge 1983 bis 1987 aus der Armee entlassen, sofern sie ihre Dienstleistungspflicht per 9. Juni 2017 erfüllt haben. Nachdem das Kreiskommando Aargau am 7. und 8. November in Lenzburg bereits 1‘028 AdA (Angehörige der Armee) verabschiedet hatte, waren es am vergangenen Dienstag im Sportcenter Bustelbach in Stein noch 288 Soldaten, denen Major Patrick Koller den Dank der Schweizer Armee und jenen der Aargauer Regierung aussprach.
Am Entlassungstag in Stein war weder Freude, noch Wehmut zu spüren. Es schien ein Tag wie jeder andere zu sein. Den vergangenen zehn bis vierzehn Jahren weinte – zumindest öffentlich – jedenfalls niemand eine Träne nach. Wurde die Rekrutierung oft noch in Gruppen zelebriert und gefeiert, war die Entlassung eine nüchterne administrative Angelegenheit, in deren Zentrum die Rückgabe der 2‘500 bis 3‘500 Franken teuren Ausrüstung stand. Dazu gehören:
- Waffe (Sturmgewehr inkl. Magazin, Bajonett und Putzzeug oder Pistole inkl. Magazin und Putzzeug); siehe «Waffen»
- Taschenmunition
- ABC-Schutzmaske mit Filter
- Helmüberzug
- Tarnanzug 90 (Jacke und Hose)
- Kälteschutzanzug 90 (Jacke und Hose)
- Grundtrageinheit 90, zerlegt
- Ausgangsanzug 95 (Veston und Hose)
- Helm 04
- Armbinde «Rotkreuz»
- Aussenhülle Schlafsack 95
- Camelbak
Nicht rückgabepflichtig sind zum Beispiel Musikinstrument, Helm 71, Hemden, Tagesrucksack, Effektentasche, Schlafsack, Reglemente und natürlich die Waffe, welche jedoch nur noch rund zehn Prozent behalten wollen und bereit sind, für ein Sturmgewehr hundert, respektive für eine Pistole dreissig Franken zu zahlen.
Wiederverwertung
Die Ausrüstungsutensilien wurden auf einem Parcours sortengetrennt vom Armeelogistikcenter Othmarsingen entgegengenommen, um sie dann zu kontrollieren, je nachdem zu reparieren. Was intakt ist, wird jedenfalls wieder militärisch eingesetzt.
Verdankung
Nach rund zwanzig Minuten war das „Defilee“ vorbei. Wohl zum letzten Mal versammelten sich die Soldaten gruppenweise vor einem Major. Den militärischen Drill oder den einst so wichtigen Paragraphen 59 des Dienstreglements hatten sie indes bereits ad acta gelegt, denn es wurde weder salutiert, noch stramm gestanden. Worauf Major Patrick Koller offensichtlich auch keinen Wert legte.
Ihm oblag es als Zeichen der Wertschätzung, den Soldaten im Namen des Armeechefs Philippe Rebord eine patriotisch designte Schachtel mit Biskuits und Schokolade sowie im Namen der Aargauer Regierung ein blaues Taschenmesser - mit Zapfenzieher, wie er betonte - zu übergeben. Auf seine Frage: „Haben Sie noch eine Frage?“ folgte meist eisernes Schweigen oder allenfalls ein Kopfschütteln. Einmal aber fragte ein Soldat zurück: „Wird die erste Runde übernommen?“ Wohl nicht zu dessen Überraschung lautete die Antwort: „Nein“
Teilnehmerfeld
Die 288 Soldaten kamen aus den 65 Gemeinden: Auenstein, Bad Zurzach, Biberstein, Böttstein, Bözberg, Bözen, Brugg, Densbüren, Döttingen, Effingen, Eiken, Elfingen, Erlinsbach, Frick, Full-Reuenthal, Gansingen, Gipf-Oberfrick, Habsburg, Hausen, Hellikon, Herznach, Holderbank, Hornussen, Kaiseraugst, Kaisten, Klingnau, Koblenz, Laufenburg, Leibstadt, Leuggern, Magden, Mandach, Mettauertal, Möhlin, Mönthal, Mumpf, Münchwilen, Oberhof, Obermumpf, Oeschgen, Olsberg, Remigen, Rheinfelden, Rietheim, Riniken, Rüfenach, Rupperswil, Schinznach, Schinznach Bad, Schupfart, Schwaderloch, Sisseln, Stein, Thalheim, Ueken, Veltheim, Villigen, Villnachern, Wallbach, Wegenstetten, Windisch, Wittnau, Wölflinswil, Zeihen, Zeiningen, Zuzgen.
Die Offiziere werden in der 1. Jahreshälfte 2018 abgerüstet und anlässlich einer schlichten Feier am 15. Januar 2018 im Grossratssaal in Aarau durch die Militärdirektion verabschiedet
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