Single-Athleten Müller und Jünger finishen überglücklich
Von: Christine Steck-Frey
«Just massive» war das diesjährige Motto des Gigathlon Switzerland (10.-12.6.2016), welcher im Tessin startete und in Uri endete. Richtig massiv deshalb, weil selten so viele Höhenmeter wie bei dieser Ausgabe zusammenkamen: Während zwei Tagen wurden 8‘840 Höhenmeter bewältigt und eine Distanz von 396 km zurückgelegt. Mit von der Partie waren auch Lukas Müller aus Rheinfelden und André Jünger aus Herznach.
André Jünger freut sich zusammen mit seinen Helfern im Ziel von Erstfeld (Foto: zVg)
2‘200 Sportlerinnen und Sportler nahmen die diesjährige Herausforderung rund um Erstfeld an: im Team of five, Couple oder eben als Single. Dabei mussten die Disziplinen Schwimmen, Inlineskating, Rennvelo, Mountainbike und Laufen bewältigt werden. In der härtesten Kategorie der Einzelkämpfer, waren 93 Ausdauersportler gemeldet, davon schafften 45 Athleten eine Klassierung, unter ihnen Lukas Müller aus Rheinfelden (Rang 32) und André Jünger aus Herznach (Rang 35).
Erste Etappe: «Sabato Ticinese»
Der geplante Auftakt mit der 3 km Schwimmstrecke im Lago Maggiore bei Tenero fiel einer Sturmwarnung zum Opfer. Stattdessen mussten die Laufschuhe für die 11 km-Laufstrecke geschnürt werden. Die folgende Inlinestrecke (42km/ 140Hm) entpuppte sich als technische Knacknuss: nasse Strassen, Pfützen, auch Treppen und eine Bahnhofunterführung oder die Traversierung eines Fussballrasens, unterbrachen die schnellen Passagen.
André Jünger fand in einer Dreier-Gruppe Anschluss und erreichte die nächste Wechselzone in Biasca mit einer schnellen Zeit. Danach wechselte er auf die Bikestrecke, die gespickt mit 1‘700 Höhenmetern der Leventina entlang in Richtung Airolo führte. Leider war die Strecke schlecht ausgeschildert und die Biker verpassten die eine oder andere Richtungsänderung.
Gut sechs Stunden hatten beide Athleten bereits intus, als der Wechsel in Airolo aufs Rennvelo erfolgte und die eine oder andere Verspannung im Rücken und Schmerzen machten sich jetzt doch bemerkbar. Die nächsten 2‘500 Höhenmeter via die Alpenpässe Nufenen und Furka waren wahrlich kein Zuckerschlecken, zudem brachte ein Wetterumschlag mit Kälte und Nebel eine weitere Krise für manchen Sportler.
Auch Jünger kämpfte mit starken Gefühlen und erlebte jenen Bruch im Rennverlauf, der so manchen Extremsportler irgendwann heimtückisch überfällt. Da halfen Unterstützung von aussen, von einzelnen Zuschauern, die aufmunternd zujubelten und das Tief so wegzaubern vermochten. So konnte auch der Fricktaler irgendwann wieder neu durchstarten und sich für die abschliessende Laufstrecke von Göschenen nach Erstfeld motivieren. Der Halbmarathon-Trail führte steil bergab und bergauf und war für Singleathleten sehr strapaziös, zumal sich die vorgegebenen 130 Höhenmeter auf der Pulsuhr danach verdoppelt hatten.
Zweite Etappe: Ürner Suntig
Nach einer kurzen Nacht und mentaler Aufarbeitung des ersten Tages, zeigte sich die Sonne, sehr zur Freude der Gigathleten und deren Helfer! Der Vortag hatte das Teilnehmerfeld empfindlich schrumpfen lassen und so schätzte sich glücklich, wer einigermassen fit in Flüelen ins kühle Nass des Urnersees stürzen konnte. Die Schwimmstrecke wurde halbiert, zu kalt war die Wassertemperatur, auch für die Neoprengemeinde!
Für Müller und Jünger ging es reibungslos weiter. Sie wechselten ohne Probleme auf die Inlinestrecke und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen bis nach Erstfeld. Dort wartete das Rennvelo und der Klausenpass, als nächste Herausforderung. Laut Jünger sei es etwas steiler gewesen, als am Vortag und er realisierte, dass er seine Kräfte für die 104 Kilometer einteilen musste.
So ging es im Kriechgang hoch, über den Pass und runter nach Linthal. Von da wieder den ganzen Weg zurück, unzählige Serpentinen hoch und erschwerend erneut ein Wetterumbruch: Der Urnerboden versank im Nebel, es begann zu regnen und Wind kam auf. Das zehrte und kratzte an der Moral. Einige Athleten mussten hier aufgeben.
Doch beim Herunterkurven erholten sich beide Fricktaler wieder und aufkommende Zweifel wichen. Trotzdem ging es ähnlich hart mit der Bikestrecke weiter, hinauf auf die Eggberge (1‘400 Steigungsmeter, die Hälfte der vorher Bewältigten auf der Rennvelostrecke) und rasant hinunter.
Langsam rückte das grosse Ziel, die ultimative Laufstrecke auch noch zu bewältigen für bei beide Athleten in den Vordergrund. Lukas Müller lief schlussendlich mit einer Totalzeit von 28 Stunden und 21 Minuten über die Ziellinie und André Jünger tat es ihm nur wenig später (28:57) gleich: Eine grossartige Leistung für die beiden sympathischen Fricktaler Ausdauerspezialisten!
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