Warum schmelzen unsere Gletscher?
Von: mm/f24.ch
Auf Einladung der CVP des Bezirks Laufenburg referierte Rolf Reimann aus Gipf-Oberfrick zum Thema „Klimawandel“. Seit seiner Pensionierung widmet er sich intensiv der Polar- und Klimaforschung.
„Für die Erderwärmung gibt es natürliche Ursachen, die wir nicht beeinflussen können. Aber wir Menschen tragen zur Erwärmung bei, weil wir Öl, Gas und Kohle verbrennen und damit viel CO2 produzieren“, lautet die Erklärung von Rolf Reimann für den Gletscherschwund.
Die Erdbahn um die Sonne verläuft nicht so gleichmässig, wie man meinen könnte. Der Abstand zwischen Erde und Sonne schwankt von 147 bis 152 Mio. km und die Neigung der Erdachse pendelt zwischen 22° und 24,5°. Deshalb trifft nicht immer gleich viel Sonnenenergie auf den Planeten Erde. Die Folge davon sind jahrtausendelange Kaltphasen. Während der letzten 2,4 Mio. Jahre gab es 28 Eiszeiten. Eigentlich wären Eiszeiten bei uns der Normalzustand. Vor 12'000 Jahren wurde es rasch wärmer, die Menschen wurden sesshaft, konnten Ackerbau betreiben.
Nach Erfahrungswerten müsste sich jetzt langsam eine neue Eiszeit anbahnen. Aber der Mensch habe mit der Industrialisierung begonnen, Kohlendioxid in die Luft auszustossen. Der Gehalt von CO2 seit in dieser Zeit um ein Drittel angestiegen. CO2 verbleibe 120 Jahre lang in der Atmosphäre und es komme immer mehr dazu.
Als Folge davon sei die Durchschnittstemperatur auf der Erde um 1°C angestiegen, im Alpenraum sogar um 2° und im Nordpolargebiet sogar um 4-5°C. Auch das Meer werde wärmer und dehne sich deshalb aus. Dazu kämen jährlich 600 Milliarden Tonnen Schmelzwasser von den Gletschern der Alpen, von Grönland und der Antarktis. Der Meeresspiegel sei vor 12'000 Jahren noch 120 m tiefer gelegen als heute und er steige weiter an, bis im Jahr 2100 erwarte man eine Erhöhung um 50-80 cm. Dann müssten etwa 160 Mio. Menschen eine neue Heimat suchen.
Was bedeutet der Klimawandel für die Schweiz?
Rolf Reimann prognostiziert, dass die Zahl der Hitzetage (über 30°C) sich bis 2050 verdopple. Im Sommer werde sich der Wassermangel stärker bemerkbar machen. Für Buchen und Tannen werde es im Mittelland zu warm und wegen der Trockenheit verschwinden.
Für die Landwirtschaft werde es Veränderungen geben: Der Anbau von Winterweizen und von Kartoffeln werde schwieriger, hingegen seien die höheren Temperaturen für die Reben und den Maisanbau eher günstig. Man erwarte mehr Unwetter im Winter. Weil der Permafrost in den Bergen auftaue, werde es mehr Felsstürze geben. Schon jetzt drohe am Aletschgletscher eine gewaltige Hangrutschung. Die Ersparnis bei den Heizkosten werde teilweise durch Kosten für die Kühlung im Sommer aufgewogen.
Als grösste Gefahren durch den Klimawandel betrachten Rolf Reimann Konflikte wegen zunehmendem Wassermangel und die Migrationsbewegungen von vielen Millionen Menschen. Die notwenigen Anpassungen würden viel Geld kosten. Die Wissenschaftler würden an immer genaueren Prognosen arbeiten. Jetzt liege der Ball bei den Politikern und bei den Stimmbürgern, die letztlich die notwendigen Beschlüsse akzeptieren müssten, so Rolf Reimann.
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