Aargauer SchülerInnen setzten die Könige Schachmatt
Von: Hans Berger
Schwarz platziert im letzten Zug seinen Turm auf d5 und will damit zwei gegnerische Figuren angreifen. „Wieso kümmert dies Weiss nicht?“ denkt Schwarz, während die Uhr erbarmungslos tickt und tickt und tickt. Ähnliche Gedanken dürften sich am vergangenen Samstag im Fricker Alterszentrum Bruggbach wohl alle 34 TeilnehmerInnen des 6. und letzten Schachturniers des Aargauer Schüler Grand Pix 2014 in den Kategorien U12 (der Jüngste war grade mal sechs Jahre alt) und U16 immer wieder gemacht haben.
6. Aargauer Schüler Grand Pix 2014 in Frick
Viel Geduld und vorausschauendes, strategisches Denkvermögen sind die Tugenden der erfolgreichen Schachspielerinnen, und weil Schach - wie die Musik - den Gesetzen der Mathematik folgt, braucht es obendrein auch noch eine gehörige Portion Kreativität.
Schlachtfelder
Heute ist es ums Schachspiel ruhiger geworden, während des kalten Krieges jedoch waren Spieler wie Bobby Fischer oder Boris Spassky die Winkelrieds auf den imaginären Schlachtfeldern. Das Bezeichnende der Spiele war, dass die beiden Kontrahenten seelenruhig ihre Züge machten, während sich draussen die fiktiven Krieger heftige Wortgefechte lieferten. Der „Krieg“ fand aber auch am Rande des Schachbrettes statt. So wurde 1976 die Emigration des Russen Viktor Kortschnoi in die Niederlande vom Westen als Sieg über die damalige Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz UdSSR, gefeiert.
Pokerface
So hoch konzentriert wie damals Fischer und Spassky gaben sich am vergangenen Samstag auch die TeilnehmerInnen des Schüler Grand Pix. Doch anders wie bei den „Schachweltkriegen“ wurden den jungen SpielerInnen lediglich je fünfzehn Minuten Bedenkzeit pro Spiel zugestanden. Der Handschlag vor und nach dem Spiel zeigte indes, dass heute auf den Brettern keine Schlachten mehr ausgetragen werden und das Spiel der Könige längst wieder königlich geworden ist.
So benahm sich auch das Teilnehmerfeld äusserst würdevoll. Die Mimik und Gestik der SchachspielerInnen verriet nichts, ein Pokerface war angesagt, nur in den funkelnden, hellwachen Augen war ab und zu die Spiellust und der Gedankenblitz zu erkennen.
Für Geist…
Studien haben belegt, dass Schachspielen über einen längeren Zeitraum die Konzentrationsfähigkeit der Schüler erhöht, den Abbau von Kommunikationsschwierigkeiten untereinander unterstützt und Abseitsstehenden hilft, aus ihrer Isolation herauszukommen.
Das „königliche Spiel“ bietet zudem allen Kindern, die es beherrschen gute Möglichkeiten zur Verbesserung ihres Selbstwertgefühls, da sie bei Gleichaltrigen ein „intellektuelles Prestige“ geniessen. Der selben Studie kann auch entnommen werden, dass Schach nicht nur die Fähigkeiten des planenden und strukturierenden Denkens fördert, sondern auch das Lernen durch problemlösendes Denken unterstützt. Und wie in andere Sportarten spornen Turniere die Kinder an und motivieren sie zum Weiterkommen.
... und Körper
Ja, Schach ist tatsächlich nicht nur ein Spiel, sondern auch eine Sportart. Es gab sogar immer wieder Bemühungen, Schach als eigene Disziplin bei den Olympischen Spielen einzuführen. Die sind zwar allesamt gescheitert, dafür veranstaltet die Weltschachorganisation FIDE alle zwei Jahre eine spezielle Schacholympiade.
Auch wenn bei „normalen“ Sportarten vor allem die körperliche Anstrengung ins Auge fällt, so erfüllt Schach doch deren wesentliche Kriterien. So wird von den Spielern das Erlernen der Grundregeln, die Einhaltung von Wettbewerbsbedingungen, der Fairplay-Gedanke, Training, körperliche Fitness, um die zum Teil stundenlangen Partien durchstehen zu können, Beweglichkeit, Koordination von Auge, Geist und Hand gefordert. Und wie im Fussball sind auch im Schach mehr ausländische wie schweizerische Nachnamen anzutreffen.
Zufriedenheit
Nach sechs Runden, respektive rund vier Stunden höchster Konzentration wurde in der Kategorie U16 Joel Sommerhalder vor Benjamin Coste und Sven Burkhalter zum Aargauer Schüler Schach Grand Prix-Sieger 2014 gekürt. Die Nase vorn bei den U12 hatte Yul Peter, gefolgt von Eric Rüttimann und Antoni Kwiatkowski. Turnierleiter Jörg Hostettler von den Rheinfelder Schachfreunden „Pelikan“ zeigte sich mit der Leistung des Nachwuchses zufrieden, zumal er darunter auch echte Talente ortete.
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