Akkordeon-Orchester Frick jubiliert „Locker vom Hocker“
Von: Hans Berger
Wer etwas zu feiern hat, macht dies meist am liebsten unter seinesgleichen. Dies dachte wohl auch das Akkordeon-Orchester Frick und lud vergangenen Samstag punktgenau zu seinem 70. Geburtstag aktive wie passive MusikerInnen aller Stilrichtungen zur Jubiläums-Stubete ins Ref. Kirchgemeindehaus Frick ein.
Akkordeon-Orchester Frick jubiliert „Locker vom Hocker“
Schon von Beginn an war spürbar: wer sich im Gemeindesaal einfand, kam in erster Linie nicht aus dem edlen Pflichtbewusstsein, dem Jubilar die Ehr erweisen zu müssen, sondern aus Freude an der von Hand gemachten Musik; dies ganz im Sinne des deutschen Liedermachers Reinhard Mey…
Da lob ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht,
noch von einem richt'gen Menschen mit dem Kopf erdacht.
'ne Gitarre die noch wie eine Gitarre klingt
und 'ne Stimme die sich anhört als ob da einer singt.
Halt ein Stück Musik aus Fleisch und Blut,
meinetwegen auch mal mit 'nem kleinen Fehler, das tut gut.
Das geht los und funktioniert immer und überall,
auch am Ende der Welt, bei Nacht und Stromausfall.
Sessions
Eines der grössten musikalischen Erlebnisse in der Jazz- oder Rock-Musik ist, wenn sich die unterschiedlichsten Musiker zusammentun und ohne grosse Absprache drauflos spielen. Dies nennt man dann eben in Neudeutsch eine „Session“. Jeder Veranstalter eines Jazz-, Rockkonzerts ist jedenfalls für eine Session dankbar, wenn sie zustande kommt, weil er damit seinen Gästen etwas Besonderes bieten kann.
Nichts anderes wie eine „Session“ war die „Stubete“ vom jubilierenden Akkordeon-Orchester Frick. Zahlreiche EinzelmusikerInnen oder Formationen aus nah und fern gaben sich im reformierten Kirchgemeindehaus Frick ein Stelldichein. Kamen Solisten, schauten sie sich erst mal nach einem geeigneten Mitspieler um und gar bald war jemand gefunden, der Lust hat, sein Bestes zu geben.
Damit aber alle zum Zuge kamen, mussten sie sich vorgängig bei der „Tätschmeischterin “ Priska Herzog oder einer ihrer Kolleginnen anmelden, welche ihnen dann für die erste Runde vier bis fünf Stücke zugestanden.
Musik am laufenden Band
Eröffnet wurde die Geburtstagsfete von der Huusmusig Effige, eine Garantin für lüpfige, beschwingte Ländlermusik, welche jedoch die musikalische Latte für die nachfolgenden Formationen hoch ansiedelte und demzufolge auch nicht alle zu überspringen vermochten.
Aber wie singt doch wieder Reinhard Mey: „meinetwegen auch mal mit 'nem kleinen Fehler, das tut gut!“ Dieser Auffassung jedenfalls war auch das aufgestellte Publikum, welches von Anbeginn bereit war, die Musikerinnen und Musiker gesanglich zu unterstützen und ihnen damit letztlich auch half, das Lampenfieber ein wenig drosseln zu können.
Zu begeistern wussten im Vorabendprogramm, dem sich dieser Bericht widmet, vor allem die JungmusikerInnen. So zum Beispiel die beiden Schwizerhandörgeler David und Jona, welche wie „alte Hasen“ die Bühne betraten und loslegten, als ob dies das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Desgleichen die Hackbrettspielerin Fabienne, die durchaus das Potenzial hat, dem Schweizer Hackbrettvirtuosen Nicolas Senn eines Tages den Platz streitig zu machen.
Mit Evergreens wie „Die letzte Rose der Prärie“, „7000 Rinder“ oder „An den Ufern des Mexiko Rivers“ vermochten unter den erwachsenen „Stubeter“ Madeleine und Otti die Herzen des Publikums zu erobern. Für Überraschung sorgte gewiss die Hausherrin Pfarrerin Verena Salvisberg, als sie in Begleitung von zwei Mitmusikern die Bühne betrat und mit der Klarinette Klezmer-Musik vom Feinsten spielte.
Auf selbigem Niveau sang unter anderem der in Frick ansässige Vox Nova Chor die Volkslieder „Grüezi Gott liebi Heimat“ und „Wenn alle Brünnlein fliessen“. Auch der Tausendsassa unter den Fricktaler Musikern, Max Andermatt liess es sich nicht nehmen, in einer Trio-Formation an der Jubiläums-Stubete mitzuwirken und das begeisterte Publikum mit seinem Saxophon zu betören.
Vorgeschmack
Bis zur Erfindung des Keyboards in den 1990er-Jahren war das Akkordeon das Instrument für Alleinunterhalter, welches - wie Reinhard Mey singt- bis heute die Menschen auch am Ende der Welt, bei Nacht und Stromausfall mal in fröhliche, mal in melancholische, mal gar in traurige Stimmung zu versetzen vermag. Ein ganzes Orchester in nur einem Koffer.
Wie es tönt, wenn dreizehn Musikerinnen und Musiker dieses Instrument aus dem Koffer nehmen und loslegen, zelebrierte das Akkordeon-Orchester Frick unter der Leitung von Priska Herzog aufs eindrücklichste und gab damit auch gleich einen Vorgeschmack auf das Jubiläumskonzert vom Samstag, 7. November, 20.00 Uhr in der Mehrzweckhalle 58 in Frick.
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