Projektchor SMW Frick bot königliches Konzert
Von: Hans Berger
Dass Wolfgang Amadeus Mozart ein begnadeter Komponist war, ist allgemein bekannt. In einem Ranking der New York Times belegt er nach Johann Sebastian Bach und vor Ludwig van Beethoven gar den zweiten Platz. Im Trubel des heute immer und überall von Musik berieselten Alltags macht sich die Genialität des Salzburgers jedoch kaum noch bemerkbar. Am vergangenen Sonntag indes riefen unter der Leitung des musikalischen Tausendsassas Dieter Wagner der Projektchor SMW Frick, das Orchestra Sinfonica Carlo Coccia die Novara, die Solisten Jardena Flückiger, Solenn‘ Lavanant-Linke, Walter Siegel und der Violinist Giovanni Barbato den grossen Mozart wieder in Erinnerung.
Projektchor SMW Frick – bot königliches Konzert
Die goldene Krone im Altarraum und die strahlenden Leuchter im Kirchenschiff der römisch-katholischen Barockkirche von 1716 St. Peter und Paul symbolisieren auf ihre Art die Grossartigkeit des kaum in Worte zu fassenden Konzertes, welches mit der Komposition „Regina Coeli (Königin des Himmels) KV 127“ des damals 16-jährigen Wunderkindes eröffnet wurde.
Liebeserklärung
Mozart schuf in seiner Musik eine einmalige Verbindung des scheinbar Leichten, Eingängigen, mit dem musikalisch Schwierigen und Anspruchsvollen. „Regina Coeli“ ist typisch für diesen Stil, den Tausendsassa Dieter Wagner mit seinem Gespür für Rhythmus, Leichtigkeit und Dynamik hervorragend, unter die Haut gehend, umzusetzen wusste.
Wer in der voll besetzten Kirche der lateinischen Sprache nicht mächtig war, lag daher nicht gänzlich daneben, wenn sie/er das Stück als Liebeserklärung deutete, zumal dieser Eindruck von der hervorragenden, die typischen, anspruchsvollen, oft befürchtenden Mozartkoloraturen absolut beherrschende Sopranistin Jardena Flückiger noch verstärkt wurde. Der Chorgesang kommt nicht weniger leichtfüssig daher, was der Projektchor SMW Frick auch so vermittelte, obwohl er durch seine Sprunghaftigkeit und das Tempo mehr wie anspruchsvoll ist.
Mozart integrierte in dieser Komposition kontrapunktische Kompositionstechniken und verschmolz den klassisch-homophonen und den barock-polyphonen Stil zu einer höheren Einheit.
Entführung
Das „Violinkonzerte Nr. 5 A-Dur KV 219“ kommt einer Serenade gleich. Das Gefällige und Liedhafte formt den melodischen Stil. Die Regionen des Schmerzes, der Trauer scheinen verbannt. Der Violinist Giovanni Barbato entführte damit sein begeistertes Publikum in eine arkadische Landschaft, in der Anmut und Heiterkeit dominierten.
Im Vorspiel animierte das Orchester das Auditorium zum Mitsummen der eingehenden Melodien. Im spritzigen Allegrio aperto wurde es vom faszinierenden Violinisten Giovanni Barbato, dessen Finger gleichsam dem Flügelschlag eines Kolibris über die Saiten flogen, imaginär zum Tanz aufgefordert. Im wehmütigen Adagio suggerierte er positive Erinnerungen an einst schmerzhaft verloren gegangene Beziehungen und im Rondeau öffnete er wieder die Tür zur selig machenden Landschaft.
Parodiewerk
Mehr als vorherige Komponisten schuf Mozart Werke von unverkennbarer, eigenständiger Individualität. Dies zeigte sich ganz besonders im, das Konzert krönenden, die Gefühle durcheinander wirbelnden „Davide Penitente KV469“. Nie und nimmer kommt dabei die Zuhörerschaft aufgrund der Musik auf die Idee, dass es sich bei den zehn kurzen Sätzen um Buss- und Reuegebete handeln könnte.
Zu begeistern vermochten hier nebst Chor und Orchester die Mezzo-Sopranistin Solenn‘ Lavanant-Linke mit ihrer temperamentvollen, packenden Arie „Weit weg sind die undankbaren Sorgen, Atmet jetzt! Es wurde viel gezittert, jetzt ist es Zeit zu geniessen!"
Dem Publikum schien es merklich schwer, seine Begeisterung nicht spontan zum Ausdruck bringen zu dürfen, weil dies in klassischen Konzerten zwischen den einzelnen Sätzen einer Komposition nun einfach mal so Usus ist. Auch dem Tenor Walter Siegel hätte es wohl allzu gerne zugejubelt.
Na ja, weil Tradition nun eben mal verpflichtet, unterdrückte das Auditorium vorerst seine Emotionen. Nach dem zehnten Satz der - beinah das ganze musikalische Spektrum Mozarts beinhaltenden - Kantate brachte es seine Begeisterung mit einem lang anhaltenden, frenetischen Applaus zum Ausdruck, was den grossen, ausdruckstarken Maestro Dieter Wagner dazu animierte, das majestätische Konzert mit einer Wiederholung des fulminanten, betörenden Finales des Parodiewerks der grossen c-Moll-Messe zu krönen.
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