Kindeswohlgefährdung in der Schweiz
Von: mm/f24.ch
Die Optimus Studie Schweiz zeigt: Jedes Jahr erfassen die Schweizer Kindesschutzorganisation zwischen 30‘000 und 50‘000 Kinder. Diese brauchen Hilfe und Unterstützung, weil sie physische oder psychische Gewalt erfahren, vernachlässigt werden, Partnergewalt miterleben müssen oder sexuellen Missbrauch erleiden.
In der Schweiz übernehmen zahlreiche öffentliche und private Organisationen die anspruchsvolle Aufgabe, Kinder vor Gewalt, Übergriffen und Vernachlässigung zu schützen. Der dritte Zyklus der Optimus Studie, initiiert und finanziert von der UBS Optimus Foundation, gibt erstmals umfassend Auskunft über die Formen von Kindeswohlgefährdung, die von Kindesschutzorganisationen erbrachten Leistungen und darüber, wie gut das System funktioniert.
In einer Auswahl von 432 Schweizer Kindesschutzorganisationen haben über achtzig Prozent an der Datenerhebung teilgenommen. Das Resultat: Zwischen 30‘000 und 50‘000 Kinder gelangen jährlich neu oder erneut an eine Kindesschutzorganisation. Dazu gehören unter anderem die KESB, Spitäler, die Polizei und Opferberatungsstellen.
Die erfassten Fälle sind vermutlich nur die Spitze des Eisberges. Die Resultate der aktuellen Studie deuten darauf hin, dass die Unterstützungsangebote nicht immer dem Bedarf entsprechen.
Erstens bestehen grosse regionale Unterschiede; es hängt also vom Wohnort ab, welche Unterstützung ein Kind erhält.
Zweitens erfassen die Kindesschutzorganisationen für Jungen und Mädchen die gleichen Formen von Kindeswohlgefährdung unterschiedlich häufig.
Drittens zeigen die Daten, dass Kinder mit erfasster körperlicher Misshandlung relativ spät in Kontakt mit Kindesschutzorganisationen kommen: Im Schnitt sind sie über zehnjährig.
Myriam Caranzano, Ärztin und Kindesschutzexpertin aus dem Tessin mit langjähriger Erfahrung, sagt: "Besonders schlimm ist, dass die jüngsten und somit die verletzlichsten Kinder am schlechtesten geschützt sind."
Im Rahmen der UN-Kinderrechtskonvention steht die Schweiz in der Pflicht, alles zu tun, um Kinder zu schützen. Es braucht ein besseres Verständnis, wie alle betroffenen Kinder unabhängig von Wohnort, Geschlecht und Alter die nötige Unterstützung erhalten.
Um den Gründen für mögliche Ungleichheiten und Versorgungslücken noch genauer auf die Spur zu kommen, ist eine verbesserte, standardisierte Datenerhebung im Sinne eines schweizweiten Monitorings essentiell.
Christian Nanchen, Dienstchef der Kantonalen Dienststelle für Jugend des Kantons Wallis, sagt: "Am effizientesten wäre es, wenn im Bereich Kindesschutz eine gesetzliche Grundlage auf Bundesebene geschaffen würde."
In diesem Sinne möchte Phyllis Costanza, CEO der UBS Optimus Foundation, die neuste Optimus Studie als Aufruf mit Empfehlungen verstanden wissen, wie der Kindesschutz in der Schweiz noch verbessert werden kann: "Wir haben schon viel erreicht, seitdem die Optimus Studien ins Leben gerufen wurden, aber es bleibt noch viel zu tun."
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