„Sekundärtugenden“ machen Schüler erfolgreicher
Von: Karl G. Rijkhoek
Internationale Studie belegt den Zusammenhang zwischen dem Verhalten in der Schule, beruflichem Erfolg und späterem Einkommen. Oft geschmähte schulische „Sekundärtugenden“ wie Fleiss oder Verantwortungsgefühl haben offenbar einen erheblichen Einfluss auf das spätere Leben, und zwar unabhängig von der Intelligenz der Schülerinnen und Schüler sowie von Bildung oder Einkommen ihrer Eltern.
Spass ist nicht alles. Wer auch dann noch fleissig lernt, wenn es keinen Spass macht, hat später mehr Erfolg im Beruf. (Foto: Universität Tübingen / Berthold Steinhilber)
Verantwortungsvolle Teenager, die Interesse an schulischen Themen zeigen und ihre Aufgaben erledigen, haben nicht nur bessere Noten in der Schule, sondern sind auch erfolgreicher im Beruf und verdienen besser. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, der University of Houston und der University of Illinois in Urbana-Champaign.
„Das beeindruckende an diesem Ergebnis ist, dass unser Verhalten einen Einfluss darauf hat, was aus uns wird und nicht nur, wie wir von der Natur oder unseren Eltern ausgestattet wurden“, sagt Marion Spengler von der Universität Tübingen, die Erstautorin der Studie.
Der im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichten Studie liegen Daten aus einer Langzeiterhebung des American Institutes for Research zugrunde, bei der im Jahr 1960 total 346‘.660 Schülerinnen und Schüler der neunten bis zwölften Klasse nach ihren Einstellungen, ihrem Verhalten und ihren Lese- und Schreibfähigkeiten befragt wurden.
Zudem wurden breite Persönlichkeitsmerkmale und kognitive Fähigkeiten erhoben sowie das Einkommen der Eltern und demographische Merkmale wie Geschlecht oder Ethnie. Elf Jahre später wurden 81‘912 Personen zu ihren Bildungs- und Berufsbiographien befragt und nach fünfzig Jahren machten erneut 1‘912 Personen Angaben zu ihrem Bildungsabschluss sowie ihrem jährlichen Einkommen und ihrem beruflichen Status.
Es zeigte sich, dass verantwortungsvolle Schülerinnen und Schüler, die Interesse an der Schule zeigten, ihre Schul- und Hausaufgaben erledigten und wenig Probleme mit Lesen und Schreiben hatten, sowohl nach elf als auch nach fünfzig Jahren noch einen höheren Bildungsabschluss und einen angeseheneren Job hatten.
Ausserdem war ihr Einkommen nach fünfzig Jahren höher als das Gleichaltriger, die kein grosses Interesse für die Schule mitbrachten. „Das bedeutet natürlich nicht, dass adäquates Verhalten in der Schule zwangsläufig zu beruflichem Erfolg führt“, betont Spengler. „Die Ergebnisse zeigen jedoch einen robusten Zusammenhang.“
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