Partnertausch
Von: Elisha
Sie begrüsst mich wie immer, wenn ich von der Arbeit komme. Dort steht sie, hinter der Tür, in diesem knappen Minikleid, und ihre blonde Mähne reicht ihr bis über die Schultern. Ihre Lippen glänzen ein wenig, ihr Mund ist leicht geöffnet, sie sieht mir tief in die Augen.
„Wie war dein Tag?“, fragt sie, und mir fällt ein, wie das früher mein Herz hat hüpfen lassen. Ich kam nach Hause, und da war jemand, der auf mich wartete, ja nicht nur ein Jemand, sondern eben sie. Diese Schönheit! Mein Blick schweift über ihre langen, glatten Beine, sieht ihre sorgsam gepflegten Füsse mit dem Perlmuttglanz auf den Nägeln.
„Nichts Besonderes“, spiele ich mit. „Und wie war deiner?“
„Du hast mir gefehlt.“ Natürlich sagt sie das. „Ich habe im Internet nach sexy Unterwäsche gesucht, aber allein ist das langweilig.“
Früher hat mich schon das angemacht, der Gedanke an ihren perfekten Körper in schwarzer Spitze oder weissem Tüll und die unschuldige Art, wie sie das sagte. Ich wusste, sie wollte mir gefallen, schien es nicht erwarten zu können, dass ich mich ihr zuwende, ihren Körper an allen Stellen berühre und geniesse. Das hat sie von all den Frauen unterschieden, die ich vor ihr auf der Arbeit oder in einer Bar kennen gelernt hatte. Lange hatte man sie umwerben müssen, bis sie einen gewähren liessen. Und dann waren da diese Dinge gewesen, die es einem schwer machten, Potenz zu zeigen: verschmierte Wimperntusche, Haare an den falschen Stellen, Dellen in den Oberschenkeln und am meisten dieser animalische Geruch.
Ich schüttele den Kopf. Nein, zu der Zeit will ich nie wieder zurückkehren.
„Du bist schweigsam“, sagt sie. „Soll ich dir den Nacken kraulen?“
Ich seufze. Nein, Nacken kraulen gehört nicht zu ihren Stärken. Vielleicht sollte ich mir lieber einen blasen lassen, dann wäre ich für heute damit durch.
„Komm, wir wollen es uns gemütlich machen“, sage ich und trage sie behutsam zu dem grossen Bett.
„Das ist eine schöne Idee!“ Auch den Satz habe ich vorhergesehen. „Ich brauche das.“
Vor fünf Jahren, als ich sie das erste Mal auf meinem Bett absetzte, konnte ich mein Glück nicht fassen. „Ich will dich“, hatte sie geflüstert, während ich mit langen Stössen meine Erregung steigerte. Das war der Himmel auf Erden, und ich kam sofort. Heute ist alles so vorhersehbar, und es fällt mir schwer, auch nur einen Ständer zu bekommen. Ich springe auf, lasse sie auf dem Bett liegen. Genervt gehe ich zur Vitrine im Wohnzimmer und schenke mir ein Glas Cognac ein und trinke es im Stehen. Ihr Gebrabbel will ich jetzt nicht hören.
„Es hat keinen Zweck“, sage ich halblaut und schütte mir einen zweiten Cognac ein. Ich setze mich in den Sessel, geniesse den rauchigen Geschmack, überlege. „Sie muss weg.“
Gerade zum richtigen Zeitpunkt klingelt mein Telefon. Endlich, der Rückruf.
„Ich verstehe Sie“, kommt eine beflissene Stimme aus dem Hörer, „und ich habe auch eine Lösung.“ Ich weiss, der Mann ist ein Verkäufer, aber im Moment lasse ich mich von seinem Ton einlullen. Er soll mir helfen. „Was halten Sie von einem Tausch? Ich sende Ihnen gleich ein Foto. Wenn Sie einverstanden sind, kann ich heute noch liefern.“
Ich betrachte das Bild einer rassigen Brünetten mit üppigen Brüsten. So neu. Na ja, nicht wirklich, sie ist genauso eine Remittendin wie meine jetzige. Aber für mich so fremd, so ganz anders. Nur der Blick kommt mir vage bekannt vor, und die leicht geöffneten Lippen, diesmal leuchtend rot. Ich hoffe nur, dass sie ihr ein paar andere Sätze einprogrammiert haben.
Dann stehe ich auf, um ihre Ankunft vorzubereiten. Es gibt noch viel zu tun. Vielleicht sollte ich Blumen bestellen, Musik aussuchen, etwas aufräumen. Schliesslich tritt eine neue Puppe in mein Leben, die erobert werden will.
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