Adventsvorbereitungen
Von: Elisha
„Bringst du den Müll raus?“ Eigentlich ist das eine Aufgabe, die Monas Freund Martin gern selbst übernimmt. Er war schon einmal verärgert, weil sie die falsche Plastiktüte in den Behälter gestopft hat, denn er hat ein genaues System damit.
Mona benutzt auch schon mal die übriggebliebene Hülle der Toilettenpapierpackung, um den Eimer auszukleiden, aber er hat beim letzten Mal angewidert mit dem daneben gefallenen, prall gefüllten Kaffeefilter gewedelt. Jetzt nickt sie brav, bis ihr einfällt, dass er das durch das Telefon ja gar nicht mitkriegt. „Ja, mache ich“, versichert sie ihm.
Mona ist gerade bei der Wäsche. Die Maschine hat sie mit einer Ladung von Handtüchern gefüllt und neu gestartet, und um Platz zu schaffen, beginnt sie, die Wäsche von der Leine zu nehmen. Pullover, Jeans, Hemden und Slips faltet sie zu kleinen Stapeln in den Wäschekorb und rollt die Socken zu runden Knäueln.
Auf der Waschmaschine liegt der Zettel, den sie noch rechtzeitig vor dem Start aus der Hosentasche gepfriemelt hat, und sie überfliegt ihn. Es ist eine Einkaufsliste, und die meisten der aufgeführten Gegenstände sind durchgestrichen, weil sie sie längst mitgebracht hat.
Auch heute war sie schon im Laden, um noch Geschenkpapier und Kerzen zu besorgen, und natürlich ist sie mit einem vollen Einkaufsroller zurückgekommen. Sie stopft das Papier in ihre Hosentasche, ergreift den Wäschekorb und wuchtet ihn die Treppe hinauf bis zum Schlafzimmer.
Dort beginnt sie damit, die Kleidungsstücke in Kommoden und Schubladen zu verstauen. Sie ist fast fertig, als sie auf dem Nachttisch zwei Weingläser mit einem dunkelroten Rest und ein Schälchen voller Nussschalen entdeckt. Ach ja, der romantische Abend gestern! Sie lächelt versonnen, packt dann alles in den Korb und trägt ihn nach unten. Ab in die Spülmaschine damit!
Da Mona die zu kühlenden Einkäufe schon in Kühlschrank und Gefrierfach verstaut hat, hatte sie es nicht eilig mit dem Rest der Sachen gehabt. Aber jetzt stapelt sich alles auf dem Küchentisch: drei Konservendosen, eine Packung Kaffeefilter, die Geschenkpapierrolle und ein Plastikbeutel voller Teelichter. Mona räumt alles ein, füllt den Elektrokocher mit frischem Wasser und holt ihre Lieblingstasse aus dem Bord.
Eine gleichmässige Staubschicht hat sich dort gebildet, und in ihrer Mitte prangt ein sauberes Loch, der Abdruck des Bechers. Mona hängt sich einen Teebeutel in die Tasse, kramt einen Lappen aus der Schublade, hält ihn kurz unter den Wasserhahn und wischt über das Regalbrett. Wo sie gerade dabei ist, säubert sie auch gleich noch andere Oberflächen, die Hängeschränke, die Arbeitsplatte, den Küchentisch…
Der Wasserkocher sprudelt vor sich hin und schaltet sich dann ab, doch Mona bemerkt es nicht. Irgendwas wollte sie doch noch erledigen, der Gedanke bohrt in ihr, aber sie kommt nicht darauf.
Der Schlüssel dreht sich im Türschloss, und Martin kommt herein. Auf dem Arm trägt er die Kiste mit der neuen Adventsdekoration, und gleich werden sie gemeinsam die Wohnung schmücken. Mona springt auf, um ihn zu küssen, und beinahe fällt der Karton zu Boden.
„Halt, meine Kleine, nicht so schnell!“ Martin lacht. Als sein Blick durch die Küche streift, verzieht er die Lippen zu einem Schmollen. „So was! Da bitte ich dich einmal um eine Kleinigkeit“, sagt er und deutet auf den Abfalleimer, „und dann trinkst du nur deinen Tee?“
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