Wie störanfällig sind Gleichspannungs-Übertragungsleitungen?
Von: Martin Steinacher, Gansingen
Fast unbemerkt häufen sich Problemmeldungen mit Stromübertragungsleitungen. Was wie ein kleines Malheur aussieht und auch so berichtet wird, kann sich zu einem neuen Problem der Energiewende in Deutschland und auch in der Schweiz ausweiten. Denn es handelt sich bei den unsicheren und inzwischen verblüffend oft ausfallenden Verbindungen ausgerechnet um Gleichstrom-Übertragungsleitungen. Und solche sollen ja in grossem Massstab auch unter der Erde verlegt werden.
Technische Probleme an den komplexen Offshore (vor der Küste)-Windparks und ihrer Anbindung in Deutschland haben mehrfach Probleme und Millionenverluste durch hohe Ausfallkosten verursacht. In den Offshore-Windparks steckt hochkomplexe Technik. Die Anlagen mit ihrer Netzanbindung müssen sich im Alltag aber noch bewähren, wie die Praxis zeigt.
Nach mehreren Defekten ist eine wichtige Stromverbindung von zwei Nordsee-Windparks zum Stromnetz an Land unterbrochen. Die Offshore-Netzanbindung Dolwin 2 z.B., ist noch während der Testphase für Reparaturarbeiten vom Netz genommen worden.
Der Betreiber forderte den Kabelhersteller ABB auf, den Fehler zu beheben, damit es später keine Probleme im Netzbetrieb und keine Belastungen für Stromverbraucher gebe. Zudem müsse ABB untersuchen, ob ein Einzelfall oder ein systematischer Materialfehler vorliege.
Technische Probleme an den komplexen Offshore-Windparks und ihrer Anbindung haben mehrfach Probleme und Millionenverluste durch hohe Ausfallkosten verursacht. 2013 sorgte der Windpark Riffgat bei Borkum für Spott, weil er wegen zahlreicher Munitionsfunde am Meeresboden verspätet in Betrieb ging und zeitweise mit Notstrom aus Dieselaggregaten versorgt wurde.
Riffgat stand zum Jahresbeginn nach einem Kabeldefekt erneut mehrere Wochen still. Es ist es also immer wieder das Gleiche, wie es bei der „Energiewende“ Standard geworden ist. Zuerst wird aus einer Not entschieden und gebaut – und dann erst überlegt und geschaut.
Was sind dann die Probleme? Allein in Testphasen bei DolWin2 versagte schon etwa jede fünfte Kabelmuffe. Da sich der landseitige Konverter aber in Dörpen befindet und die Landtrasse ca. 100 km lang sein dürfte, kann man davon ausgehen, dass es über 120 solcher inzwischen als potentiell ausfallgefährdet zu betrachtende baugleiche Kabelmuffen gibt.
Der Betreiber hat scheinbar nun die Reissleine gezogen, lehnt den weiteren Testbetrieb ab und fordert von ABB eine Reparatur. ABB steht nun vor dem Dilemma, äusserst kostenintensiv alle über 120 Muffen zu tauschen und die Betriebsspannung des Kabels und damit die Übertragungskapazität auf ein muffenverträgliches Mass zu reduzieren, oder man ändert das gesamte Kabelkonzept und ändert die bisherige Belegung der Kabel für Leiter/Rückleiter und klemmt sie parallel.
Nun muss man sich vorstellen, dass diese Übertragungstechnik in Deutschland demnächst tausende Kilometer unter die Erde verlegt werden soll. Und damit multiplizieren sich die bei Gleichstromübertragung anscheinend noch nicht beherrschten Muffenverbindungen in ganz andere Dimensionen.
Wieder wird damit eine noch unausgereifte und störanfällige Technik aus rein politischen Gründen buchstäblich „in den Sand“ gesetzt. Bezahlen muss es natürlich der Stromkunde.
Weitere Probleme mit erdverlegten Leitungen sind Wasseradern die zerschnitten werden und die Bodenstruktur die zerstört wird. Nach den Bauarbeiten bleibt ein bis zu dreissig Meter breiter Schutzstreifen zurück, der nicht bepflanzt werden kann.
Der grösste Knackpunkt ist aber, dass um die Erdkabel herum eine Wärme von rund siebzig Grad entsteht. Das führt dazu, dass der Boden stärker austrocknet und auf diesen Böden kaum noch etwas wachsen würde.
Landwirte rechnen mit massiven Produktionseinbussen. Wichtig sind feuchte Böden, damit die Wärme nach unten abgeleitet werden kann. Die Schweiz ist gut beraten, die Erfahrungen in Deutschland gut zu beobachten und nicht die gleichen Fehler auch zu begehen.
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