Chropfleerete
Von: Willi Pavan
Werden im Namen falsch verstandener Toleranz, Umgang mit Gesetzen, Gerechtigkeit, der Ignoranz drohendender Gefahren, der Einmischung in Innen-Politik, dem „Laissez-faire“ gegenüber extremen, demokratiefeindlichen Kräften unsere eigentlichen Werte ad absurdum geführt? Ja, wird den anständigen BürgernInnen ein Maulkorb aufgedrängt, damit fragliche Elemente unsere abendländische Kultur langsam, aber sicher unterwandern und im Endeffekt zerstören können?!
Ausschnitt aus dem Gemälde "Die Maske von O" von Willi Pavan
Da nimmt unser Land richtigerweise echt Verfolgte auf, jedoch blindlings auch viele Pseudoflüchtlinge und lässt es tatsächlich zu, dass z.B. aus Nordafrika Stammende, die ihre Pässe oder sonstige Ausweise einfach vernichten oder „verlieren“, für Ferien in ihr Heimatland zurückfliegen, um dann wiederum als Asylbewerber zurückzukehren. Haben die denn einen speziellen Status? Oder haben diese Personen, die ein äusserst ungünstiges Licht auf echte Verfolgte werfen, ihre Ausweise wieder „zufällig“ gefunden?
Ich möchte echt wissen, wie man diese Hin- und Rückreisen arrangiert; und woher die Pinke-Pinke kommt? Warum verweigert man diesen Elementen, wenn sie in die Schweiz zurückkommen, z.B. am Flughafen ganz einfach die Einreise und schiebt sie ohne Federlesen mit dem nächsten Flieger in ihr Ursprungsland zurück? Warum kann man mit deren Mobiltelefon, natürlich hat jeder dieser „Einreisewilligen“ ein neueres Modell, nicht orten, woher sie kommen und ihre wahre Nationalität/Identität feststellen?
Passieren wird diesen Leuten nichts, da man lieber bei Einheimischen Gesetze strenger anwendet als bei Fremden, die sich gleich an eines der vielen sogenannten Gerichte in Strassburg, Brüssel oder sonstige „Spezialjuristen“ wenden. Ja, wir kuschen vor Gerichten, die nun absolut nichts mit unserem Lande zu tun haben. Oder gelten plötzlich (wie von einigen hochbezahlten PolitikerInnen mit helvetischem Pass unterschwellig befürwortet) EU-Verordnungen mehr als unsere?! Sind wir etwa bereits Vasallen einer maroden, schrumpfenden, pseudoeuropäischen Union? Glauben unsere Magistraten denn, das Volk sei sooo doof und würde sich weiterhin alles gefallen lassen?
Wo ist eigentlich der Mut Bundesberns geblieben, Auftritte von Exponenten eines diktatorischen Staates zu verbieten? Ein grosses Bravo an die Verantwortlichen vom Zürcher Hotel Hilton, die den Wahlkampfauftritt des türkischen Aussenministers nicht einfach so sanktioniert haben. Wo kommen wir denn hin, wenn alle Staaten ihre inländischen Probleme und Differenzen unkontrolliert und unangemeldet auf Schweizer Territorium austragen würden?
Der Gipfel ist, dass der Bund den Besuch des türkischen Aussenministers in Zürich nicht verbieten will, zumal die Türkei, wie gestern zu erfahren war, ihre in der Schweiz lebenden Landsleute bespitzeln lässt. Es läge "keine erhöhte Bedrohung vor", konstatierte unser Aussenminister und Möchtegern-Weltpolitiker Didier Burkhalter. Weil hierzulande wie in der Türkei Befürworter wie Gegner der zur Abstimmung kommenden Reform sich in etwa die Stange halten ist zu hoffen, dass Burkhalter Recht behält. Wenn aber nicht, was dann? Wird er die Konsequenzen tragen?
Diesbezüglich zeigte sich gestern der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann entschlossener und verbot aus Sicherheitsüberlegungen kurzerhand eine für gestern Abend in Spreitenbach anberaumte Versammlung der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) mit dem Istanbuler AKP-Politiker Hursit Yildirim.
Hat nicht die Türkei seit 2008 „dank“ der AKP ein Gesetz, dass im Ausland keine staatlichen Institutionen oder Politiker Walpropaganda machen dürfen? Hat nicht Erdogan Anfang 2011 in der BRD lauthals ein „Nein zur Assimilation“ herausposaunt und, entgegen dem Ziel Deutschlands, seine Landsleute zu einem Boykott der Integration aufgefordert?
Für mich jedenfalls ist‘s beschämend anzusehen, wie eine einst mächtige, geradlinige Frau Merkel kuscht und sich von einem Antidemokraten „par excellence“ Demokratiefeindlichkeit oder gar Nazi-Praktiken vorwerfen lässt? Aussenminister Gabriel versuchte erfolglos zu beschwichtigen, die EU gibt keinen klaren Kommentar ab, alles nur wischi-waschi. Haben denn alle Politiker im Westen einfach kein Rückgrat mehr?
Erlaube mir diesbezüglich einen Satz, den ich im Internet fand, zu zitieren: „Wo Eskalation zur Kriecherei wird, muss man aufpassen, dass man nicht der Steigbügelhalter wird für den nächsten Diktator des Landes am Bosporus.“
Die Führung des Landes, dessen Territoriums sich ja nur auf einem knappen Zehntel auf europäischem Boden befindet, ist nun wirklich am allerwenigsten befugt, uns über Demokratie zu belehren.
Allerdings - und das muss halt auch gesagt werden, am türkischen Schlamassel ist die Europäische Union mitschuldig. Seit 1959, also seit bald sechzig Jahren, verhandelt die Türkei zuerst mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), ab 1967 mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) und ab 1993 mit der Europäischen Union (EU) über einen Beitritt. Dass diese jahrzehntelange Hinhaltetaktik bei einem Kandidaten mal den Kragen platzten lässt, ist eigentlich verständlich.
Nichtsdestotrotz führt Erdogan mit seiner Politik sein Volk in eine noch tiefere Isolation und in die Hände Russlands oder Chinas. Und dies kann letztendlich weder im Interesse des türkischen Volkes, noch Westeuropas sein, zumal die Türkei seit 1952 auch ein Nato-Mitglied ist.
Russland jedenfalls lacht sich ins Fäustchen lachen, wenn die Türkei an seine Tür wie beim gestrigen Besuch Erdogans bei Putin festzustellen war. Es ist jenes Russland, das immer wieder versucht, dem eigenen Volk ein X für ein U vorzumachen. Mir haben sich jedenfalls meine noch verbliebenen, langen Haare tatsächlich steckengerade aufgestellt, als ich in einer renommierten, deutschen Zeitschrift folgendes, nachstehend kurz Zusammengefasstes las:
Am 4. November (Nationalfeiertag) wurde von Präsident Putin vor den Kremlmauern ein Monument zur Erinnerung an den in der Russisch- wie ebenso in der Ukrainisch-Orthodoxen Kirchen apostelgleicher Heiliger verehrten Grossfürsten Wladimir (960-1015) enthüllt. Soweit so gut. Dieser mittelalterliche Grossfürst hatte jedoch sieben Frauen, über 700 Mätressen, beging – milde ausgedrückt - verschiedene „Unregelmässigkeiten“ (Gräueltaten) und liess im ganzen Lande Götzenbilder aufstellen. Immerhin: 988 liess er sich taufen, vermählte sich mit einer byzantinischen Prinzessin und erklärte Russland als christliches Land.
Sei’s drum, sollen doch die Russen und die Türken in ihrem Territorium machen, was sie wollen - für uns aber sollte gelten: eine freie Demokratie muss fähig sein und den Mut haben, sich zu wehren, wenn versucht wird, mit angeblichen demokratischen Mitteln, diese zu untergraben.
In diesem Sinne verbleibe ich mit besten Grüssen, Ihr
Willi Pavan, Künstler, Kritiker, Rheinfelden
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