Dem Einkaufstourismus an den Kragen?
Von: Maximilian Reimann
Konsumenten mit Wohnsitz in der Schweiz kaufen jährlich für geschätzte 12 – 15 Milliarden Franken im Ausland ein. Soll sich die Schweiz vermehrt dagegen wehren?
In obiger Gesamtsumme eingeschlossen ist auch der nach wie stark zunehmende Online-Handel sowie die Einkäufe, die man aus Ferien oder Urlaubsreisen aus dem Ausland nach Hause bringt. Derweil ist der Einkaufstourismus im engeren Sinne nicht mehr derart boomend wie auch schon. Preissenkungen in der Schweiz, die nicht weiter angestiegene Frankenstärke sowie die verschärfte Stauproblematik an den Grenzkontrollstellen haben dazu beigetragen.
Deutschland am attraktivsten
Der Preisunterschied ist aber weiterhin das wichtigste Argument, dass Schweizer Konsumenten ennet der Landesgrenze einkaufen gehen. Dabei zeigt die Zollstatistik, dass zur Hauptsache Lebensmittel, Kleider und Schuhe angeschafft werden, gefolgt von Wohnungseinrichtung, Körperpflege, Sportartikel und Haushaltwaren.
Am attraktivsten ist es, die Einkäufe in Deutschland zu tätigen, von wegen der Rückerstattung der Mehrwertsteuer. Deutschland kennt nämlich keine Betragsgrenze für Exportwaren, derweil man in Österreich für mindestens 75, in Italien für 155 und in Frankreich gar für 175 Euro einkaufen muss, um in den Genuss der Rückerstattung zu kommen.
Dafür stempelt der deutsche Zoll jährlich gegen 20 Mio. Ausfuhrbescheinigungen ab, was ein Heer von Beamten beansprucht und dem Land rund zwei Milliarden an Steuern „flöten gehen“ lässt. Auf der anderen Seite lässt die Schweiz Waren bis zu 300 Franken zoll- und steuerfrei durch, mit Einschränkungen bei Alkohol- und Tabakprodukten.
Politische Bemühungen in der Schweiz, der Bundesrat möge Deutschland zu einer Einschränkung seiner grosszügigen Steuerbefreiung von Exportwaren animieren, fruchteten bis anhin nichts. Das sei allein Sache des Finanzministeriums in Berlin!
Verschärfung der Grenzkontrollen?
Verfügt die Schweiz aber nicht über eigene Instrumente, um den für den inländischen Detailhandel und dessen Arbeitsplätze schädlichen Einkaufstourismus einzuschränken? An sich schon, aber ob diese mehrheitsfähig und überhaupt realisierbar sind, ist eine andere Frage. Immerhin profitiert mindestens jeder zehnte Einwohner der Schweiz vom Ist-Zustand.
Infrage käme etwa die Senkung der Wertfreigrenze von 300 Franken pro Person und Tag. Das würde aber, so der Bundesrat, den administrativen Aufwand für die Zollverwaltung unverhältnismässig erhöhen. Und wie steht es mit verstärkten Grenzkontrollen, um zumindest den privaten Warenschmuggel über besagter Freigrenze zu bekämpfen?
Auch davon will der Bundesrat wegen der knappen Ressourcen des Grenzwachtkorps nichts wissen. Angesichts der angespannten Migrations- und Kriminalitätslage gelten an der Landesgrenze andere Prioritäten als der Kampf gegen den – ohnehin meist legalen -Einkaufstourismus. Die Sache ist und bleibt aber pendent.
Grossbanken-Boni: Lichtblick in Deutschland!
Die an „modernes Raubrittertum“ erinnernden, masslos übertriebenen Bonus-Zahlungen in den Chefetagen namentlich der Grossbanken werden weitherum als Ärgernis empfunden. In der Tat ist es nicht einzusehen, warum beispielsweise in der Schweiz der CEO einer Grossbank allein an „leistungsabhängigem“ Bonus pro Jahr das Zwanzigfache der Gesamtentschädigung eines Bundesrates einstreicht.
Einen Lichtblick registriert man in Deutschland. Da streicht die Deutsche Bank, die Nr. 1 in der Branche, für das abgelaufene Geschäftsjahr sämtlichen Vorstandsmitgliedern den Bonus, während die Führungskräfte auf den Etagen darunter deutliche Kürzungen hinnehmen müssen. Damit soll das oberste Management für die massiven Verluste, Abschreibungen und Strafzahlungen der letzten Jahre in die Pflicht genommen werden.
Selbst den vormaligen CEO’s der Grossbank, die das Debakel primär zu verantworten hatten, werden Boni früherer Jahre zurückbehalten. So warten der Schweizer Josef Ackermann weiterhin auf die Freigabe von 3,5 Mio. Euro und 96‘600 Aktien, der Inder Anshu Jain gar auf 5,3 Mio. Euro und 125‘000 Aktien.
Und wie sieht der Quervergleich zur grössten Schweizer Bank, der UBS, aus? Wirft man einen Blick auf den Kursverlauf der Aktien, dann präsentieren sich die Wertverluste beider Banken seit den Höchstständen vor der Finanzkrise vom Herbst 2007 ziemlich ähnlich. Die Aktien der Deutsche Bank sackten von 115 auf 18 Euro ab, diejenigen der UBS von 77 auf 16 Franken.
Anders sieht es bei den Boni aus. Da verblieb man bei der UBS stets auf hohem Ross. Laut neustem Vergütungsbericht bezog CEO Sergio Ermotti für 2016 ein Grundsalär von 2,8 Mio. und an leistungsabhängigem Bonus weitere 10,9 Mio. Franken, insgesamt also 13,7 Mio. gegenüber 14,3 Mio. im Vorjahr. VR-Präsident Axel Weber bekam hingegen noch leicht mehr als im Vorjahr, nämlich 6,1 Mio. Franken.
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