economiesuisse ortet Stärken und Schwächen der Digitalisierung
Von: mm/f24.ch
Eine neue Studie von economiesuisse, unterstützt durch den Think Tank W.I.R.E., präsentiert eine Auslegeordnung zur Digitalisierung und zeigt auf, welche drängenden Fragen und Themen die Schweiz prioritär diskutieren muss, um als Siegerin aus dem digitalen Wandel hervorzugehen. Die breit angelegte Studie ordnet die aktuellen Entwicklungen ein, analysiert Stärken und Schwächen der Schweiz, entwirft Szenarien für künftige Wachstumsfelder und bildet damit den Startschuss zu einer Reihe vertiefender Publikationen von economiesuisse zur digitalen Wirtschaft und den damit verbundenen politischen Rahmenbedingungen.
Die Schweiz ist grundsätzlich gut aufgestellt, um den digitalen Wandel zu meistern. Das zeigt eine neue Studie, die der Wirtschaftsdachverband economiesuisse mit Unterstützung der Digitalisierungsexpertise des Think Tanks W.I.R.E. erstellt hat.
Um sich in der digitalen Welt erfolgreich zu positionieren sei es wichtig, dass jetzt die Weichen richtig gestellt werden, sagte economiesuisse-Präsident Heinz Karrer an einer Medienkonferenz in Zürich: «Aktuell besteht die Gefahr, dass wir die grossen Fragen und Chancen aus den Augen verlieren, wenn wir uns zu sehr auf Einzelprobleme fokussieren.»
Statt über Strafsteuern für Self-Scanning-Kassen, E-Mail-Verbote ab 19 Uhr oder Netzsperren für unliebsame ausländische Konkurrenten zu diskutieren, müssten Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam die grossen Fragen angehen.
«Ob sich die Erfolgsgeschichte unseres Landes fortsetzt, hängt wesentlich davon ab, ob es uns gelingt, die mit der Digitalisierung verbundenen Herausforderungen positiv, offen und mit viel Selbstvertrauen anzugehen», erklärte Rudolf Minsch, Chefökonom von economiesuisse, bei der Präsentation der Studie. In dieser werden fünf zentrale Handlungsfelder identifiziert:
Grundsatzfragen klären: Die technologische Entwicklung stellt die Rolle des Staates und viele heutige Regulierungen und Regulierungsmethoden grundsätzlich infrage. Der Staat muss sich auf die Aufgaben fokussieren, bei denen es seine hoheitliche Tätigkeit braucht. Regulierung darf nicht dazu führen, Strukturerhalt oder Partikularinteressen zu fördern.
Statt neue Geschäftsmodelle voreilig zu regulieren, sollten die bestehenden Anbieter durch Deregulierung fit für die sich verändernde Wettbewerbssituation gemacht werden. Gleich kurze statt gleich lange Spiesse für alle muss das Ziel heissen. Nicht zuletzt braucht die Schweiz eine klare Datenpolitik, die das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen ins Zentrum rückt, statt Innovationen durch Bevormundung zu behindern.
Digitale Kompetenzen aufbauen: Unser Bildungssystem muss sich im Zuge der Digitalisierung noch schneller an neue Begebenheiten anpassen und die Agilität, die Flexibilität und die Freude am Lernen fördern. Jeder Schulabgänger muss über Grundkenntnisse in Programmieren und vor allem in Computational Thinking verfügen.
Neben einer Förderung der MINT-Abschlüsse in der Berufslehre und an den Hochschulen müssen auch Soft-Skills wie Selbst-, Sozial- und Handlungskompetenzen sowie kreatives und kritisches Denken gleichwertig gefördert werden.
Die Zukunftsfähigkeit unseres Steuer- und Sozialsystems sichern: Auch im digitalen Zeitalter braucht die Schweiz ein funktionierendes Sozialsystem, um Menschen in Notlagen zu unterstützen. Wird das System so ausgestaltet, dass es die Eigenverantwortung fördert, werden die Einnahmen auch in Zukunft fliessen, da durch die Digitalisierung die Arbeitsproduktivität und damit auch das Steuersubstrat steigen werden.
Es gilt jedoch, das Sozialsystem entlang neu entstehender Arbeitsformen weiterzuentwickeln. Schädlich wäre hingegen eine technologische Steuerung über das Steuersystem. Denn Roboter und Co. sind aus Sicht der Firma nichts anderes als Kapital – und dieses wird bereits heute besteuert. Eine Robotersteuer würde gefährliche Anreize schaffen, nicht in neue Technologien zu investieren. Damit wäre die Gefahr gross, dass Unternehmen den Anschluss im internationalen Wettbewerb verlieren.
Basisinfrastrukturen weiterentwickeln: Leistungsfähige, sichere und flächendeckend verfügbare Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen sind die zwingende Basis für die digitale Transformation. Dies bedingt einen stetigen Ausbau der verfügbaren Bandbreiten im ganzen Land.
Der beste Garant dafür ist der marktgetriebene Ausbau in einem liberalen Regulierungsumfeld. Nicht zu vergessen: Die Bedeutung der Versorgungssicherheit mit Strom nimmt vor dem Hintergrund einer digitalen Wirtschaft und Gesellschaft weiter zu.
Ökosystem und Netzwerke aufbauen: In einer digitalen Wirtschaft wächst die Bedeutung von Kooperationen zwischen Konzernen, KMU, Start-ups und Think Tanks, Hochschulen bis zu NGOs. Zentral ist daher die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Forschung. Dabei gilt es, die Freiheiten der Grundlagenforschung zu pflegen. Genauso wichtig ist aber, dass deren Erkenntnisse in die Praxis fliessen und zurück.
Im Rahmen von Private Public Partnerships müssen deshalb vermehrt langfristige Kooperationen angestrebt werden. Im Bereich der Forschung müssen die ETH und die technische Ausrichtung der Universitäten und Fachhochschulen gestärkt werden. Darum sind alle Hochschulen aufgefordert, einen höheren Anteil ihrer Mittel in den für den digitalen Wandel relevanten Bereichen einzusetzen.
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