Schweizer Biere verdrängen Importe
Von: mm/f24.ch
Der schweizerische Gesamtbiermarkt im Braujahr 2016/17 (1. Oktober 2016 bis 30. September 2017) verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. Der Bierausstoss verringerte sich somit von 4'621'928 Hektoliter auf 4'612'261 Hektoliter. Hauptgrund für dieses Minus ist der markante Rückgang der Bierimporte. Das Berichtsjahr ist weiter geprägt durch eine Zunahme des Inlandausstosses um 0,9 Prozent, das ungebrochene Wachstum der Anzahl an Brauereien und die steigende Biervielfalt. Am 29. November 2017 findet zudem der erste Swiss Beer Award in Bern statt.
Statistische Übersicht
Das Resultat ist geprägt durch eine Zunahme des Gesamt-Inlandausstosses aller Schweizer Brauereien um 0,9 Prozent auf 3'467'365 hl (Vorjahr: 3'435'045 hl), was einem Gesamtmarktanteil von 75,2 Prozent (Vorjahr: 74,3 Prozent) entspricht. Die Bierimporte verzeichneten ein Minus von 3,5 Prozent auf 1'144'896 hl Bier (Vorjahr: 1'186'883 hl) und weisen dementsprechend einen Anteil von 24,8 Prozent auf.
Heisser Juni 2017 sorgt für bierigen Höchstwert
Es ist eine Tatsache, dass warmes und sonniges Wetter einen positiven Einfluss auf den Bierkonsum hat. Die kontinuierlich wachsende Biervielfalt lädt zudem zum Degustieren und Geniessen ein.
Die Schweiz durchlebte 2017 den seit Messbeginn zweitheissesten Juni! Dies widerspiegelt sich auch im Bierausstoss, welcher im Juni 2017 einen Höchstwert mit plus 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht hat. Bei ausgeglichenem Bierkonsum im Biermarkt Schweiz, war der Juni aber vor allem dafür verantwortlich, dass eine im ersten Quartal eher zögerliche Absatzentwicklung wieder kompensiert werden konnte.
Grösste Brauereidichte weltweit
Per 11. September 2017 wurden total 833 Braustätten im "Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien" der Eidgenössischen Zollverwaltung geführt. Im September 2016 waren es noch 734. Somit setzt sich der "Gründungsboom" ungebremst fort.
Im Verhältnis zu Bevölkerungszahl weist die Schweiz somit die grösste Dichte an Braustätten weltweit auf. Als Braustätte gilt, wer berufs- oder hobbymässig mehr als vier Hektoliter (400 Liter) Bier pro Jahr braut oder dieses unabhängig von der Menge abgibt oder verkauft – sprich in Verkehr bringt.
49 Brauereien stehen für 99,2% Schweizer Bier
Auch wenn die Zahl an neuen Brauereien stetig wächst, ist zu bemerken, dass 99,2 Prozent des Schweizer Bieres von 49 Brauereien gebraut werden. Ihnen gemein ist, dass sie alle jährlich über 1'000 Hektoliter Bier ausstossen und das Bierbrauen professionell betreiben.
"In diesen Brauereien wirken gelernte Bierbrauer, welche eine dreijährige Lehre zum Lebensmitteltechnologen Schwerpunkt Bier absolviert haben", präzisiert Dr. Markus Zemp, Präsident Schweizer Brauerei-Verband. Durchschnittlich werden zehn Lernende jedes Jahr nach den Abschlussprüfungen in den Berufsalltag entlassen. Sie dürfen sich fortan offiziell Bierbrauer nennen.
Bierige Schweizer Vielfalt
Mit der wachsenden Anzahl an Brauereien wächst auch die Biervielfalt ungebrochen. Allein die Brauereien des Schweizer Brauerei-Verbandes stehen für nahezu 300 verschiedene Biermarken. Rechnet man nun für jede weitere registrierte Brauerei fünf Biermarken hinzu, resultieren mindestens 4'000 verschiedene Schweizer Biere. Die Schweiz ist somit ein wahres Bier-Paradies. Vor diesem Hintergrund hat sich die Durchführung des ersten Swiss Beer Award aufgedrängt.
Erstmalige Durchführung des Swiss Beer Award
Am Mittwoch, 29. November 2017, findet zum ersten Mal die öffentliche Prämierungsveranstaltung des Swiss Beer Award im Bierhübeli in Bern statt. "Beim Swiss Beer Award handelt es sich um die erste nationale Prämierung von Bieren verschiedenster Stile, die von Brauereien in der Schweiz oder Liechtenstein gebraut werden", erklärt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes.
Im Juni 2017 wurden alle biersteuerpflichtigen Brauereien eingeladen, ihre Biere zahlreich einzuschicken. In Zusammenarbeit mit der Labor Veritas AG und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaf-ten (ZHAW) sowie ausgewiesenen Bier-Sommeliers und -Sensorikern wurden die Biere im August und September nach strengen Beurteilungskriterien labortechnisch untersucht und sensorisch bewertet.
Bier und Politik
Die wachsende Biervielfalt führt auch vermehrt zu Diskussionen über das in der Schweiz herrschende Pilsner-Verbot. Aufgrund eines heute noch geltenden Staatsvertrages von 1973 mit der damaligen Tschechoslowakei ist zwar das Bierbrauen nach Pilsner Art erlaubt, der Vertrag verbietet aber, diese Biere mit "Pils", "Pilsner", "Pilsener" oder "Pilsner Bier" zu kennzeichnen. Diese Bezeichnungen sind in Tschechien geschützt, und ihre Verwendung ist nur für tschechische Biere erlaubt.
Vor diesem Hintergrund hat Nationalrat Alois Gmür (CVP/SZ), seines Zeichens selber Braumeister und Brauereibesitzer, ein Postulat eingereicht. Dieses soll den Bundesrat beauftragen, abzuklären, welche Gesetze, Verordnungen oder Verträge geändert werden müssten, damit auch in der Schweiz Pils-Bier unter diesem Namen angeboten werden darf. Der Bundesrat beantragt in seiner Antwort vom 30. August 2017 die Ablehnung des Postulates. Wann das Geschäft im Nationalrat behandelt wird, ist noch offen.
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