Expertengruppe korrigiert BIP-Prognose massiv nach unten
Von: mm/f24.ch
Es ist beinah Usus, dass die Expertengruppe des Bundes im laufenden Wirtschaftsjahr ihre einstige Jahresprognose aufgrund neuer Erkenntnisse korrigieren muss. Fatal indes ist, dass daran der Zustand der Wirtschaft gemessen, damit einhergehend meist ein Negativbild vermittelt und ausgeschlossen wird, dass die Expertengruppe des Bundes mit ihrer Jahresprognose einfach falsch lag. So argumentiert die Expertengruppe des Bundes in ihrer neusten Expertise nun auch, dass aufgrund der schwachen BIP-Entwicklung im ersten Halbjahr für das Jahr 2017 nur ein moderates Wachstum von 0,9 % statt wie im Dezember 2016 geweissagt von 1.8 % zu erwarten ist. Da jedoch in den kommenden Quartalen die dynamische Weltkonjunktur den Exportsektor stütze, und die Binnenkonjunktur voraussichtlich ebenfalls an Fahrt gewinne, sei für 2018 jedoch ein ansehnliches BIP-Wachstum von 2,0 % zu erwarten was gegenüber der Prognose vom Dezember 2016 ein Plus von 0.1 % bedeutet.
Laut der Expertengruppe des Bundes findet die Schweizer Wirtschaft nur allmählich zurück zu einem dynamischen Wachstumskurs. In der ersten Jahreshälfte 2017 sei das BIP-Wachstum hinter den Erwartungen zurückgeblieben, nachdem das Schlussquartal 2016 bereits leicht negativ ausgefallen sei. Zwar habe sich im verarbeitenden Gewerbe sowie im Gastgewerbe die Erholung vom Tief der letzten Jahre fortgesetzt, dem stehe aber eine schwache Entwicklung in den meisten anderen Dienstleistungsbranchen gegenüber.
Die Abschwächung des BIP-Wachstums zum Jahreswechsel 2016/17 werde allerdings durch einen Sondereffekt in der Branche «Unterhaltung und übrige Dienstleistungen » akzentuiert, der die revidierten BIP-Daten zum Jahreswechsel nach unten drücke. Sehe man davon ab, zeigten die BIP-Zahlen nach wie vor, dass sich die moderate Konjunkturerholung fortsetze.
Aufgrund des erwähnten Basiseffektes, und des aus Expertensicht unerwartet schwachen 2. Quartals 2017 senkt die Expertengruppe des Bundes ihre BIP-Prognose für das Jahr 2017 von 1,4 % (Prognose von Juni) auf nunmehr 0,9 %.
Gemäss der Expertengruppe lassen die Frühindikatoren (Konsumentenstimmung, PMI des Dienstleistungssektors und der Industrie, KOF-Barometer) in nächster Zukunft nach wie vor eine deutliche Wachstumsbeschleunigung erwarten.
Positive Impulse kämen namentlich von der mittlerweile gefestigten Weltkonjunktur: Die grossen Industrieländer (insbesondere USA, Euroraum und darunter Deutschland) sowie die meisten Schwellenländer (insbesondere China) seien bis zuletzt robust gewachsen, und der Welthandel sei weiterhin gestiegen. Damit präsentierten sich die Aussichten für die Weltwirtschaft im Prognosezeitraum leicht besser als in der letzten Prognose unterstellt.
Dementsprechend erwartet die Expertengruppe, dass die Wirtschaftsaktivität in der Schweiz im Verlauf der kommenden Quartale ebenfalls deutlich anzieht. Für 2018 wird ein solides BIP-Wachstum in Höhe von 2,0 % prognostiziert (Prognose von Juni: 1,9 %).
Von der guten weltwirtschaftlichen Lage profitiere der Schweizer Exportsektor, dies umso mehr, falls sich die im Sommer beobachtete Abwertung des Schweizerfrankens als nachhaltig erweise. Für den Prognosezeitraum sei von einem moderaten, in der Tendenz aber breit abgestützten Exportwachstum auszugehen: Neben der Chemie-/Pharmabranche sollten auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie die Uhrenindustrie und die Tourismusbranche vermehrt daran partizipieren. Dementsprechend dürfte die Handelsbilanz in beiden Prognosejahren positiv zum BIP-Wachstum beitragen.
Auch von der Inlandnachfrage sei mit positiven Impulsen zu rechnen. Der private Konsum sollte moderat wachsen: Dem bremsenden Effekt einer verhaltenen Reallohnentwicklung stünden ein anhaltendes Bevölkerungswachstum und die Erholung am Arbeitsmarkt gegenüber. Für den Staatskonsum sei eine leicht unterdurchschnittliche Wachstumsrate zu erwarten.
In Anbetracht des freundlichen weltwirtschaftlichen Umfelds und der gestiegenen Kapazitätsauslastung könnten die Ausrüstungsinvestitionen hingegen spürbar an Tempo zulegen. Auch bei den Bauinvestitionen sei, vor dem Hintergrund der tiefen Zinsen, von einer gewissen Beschleunigung auszugehen, mutmasst die Expertengruppe.
Im Zuge der Wachstumsbeschleunigung werde sich die Lage am Arbeitsmarkt im Prognosezeitraum aufhellen. Die Expertengruppe prognostiziert, dass die Beschäftigung, nach mehreren Quartalen mit einer sehr verhaltenen Dynamik, wieder deutlich wachsen wird. Für 2017 rechnet sie mit einem Beschäftigungszuwachs von 0,3 % und für 2018 mit einer Beschleunigung auf 0,8 %. Gleichzeitig solle die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen, so dass 2017 eine Arbeitslosenquote in Höhe von 3,2 % (Stand August 3.0 %) und 2018 von 3,0 % (jeweiliger Jahresdurchschnitt) zu erwarten ist.
Derweil normalisiert sich die Teuerung 2017, getragen durch die Erdölpreise, voraussichtlich auf jahresdurchschnittliche 0,5 % (Stand September +0.6 %). Für 2018 sei angesichts der jüngsten Senkung des Referenzzinssatzes mit Mietzinssenkungen zu rechnen, so dass die Teuerung auf 0,2 % zurückgehe.
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