Grossdemo der Bauarbeiter
Von: mm/f24.ch
Die Bauarbeiter sind wütend und haben an der gestrigen Demonstration in Zürich deutlich gemacht, dass sie sich für ihre Rechte und ihre Würde wehren werden: für die Rente mit 60, gegen einen Abbau beim Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe und für eine anständige Lohnerhöhung. In einer Streikabstimmung der Gewerkschaft Unia sprachen sich 93,1 Prozent der Bauarbeiter für einen Streik aus, falls der Baumeisterverband nicht Hand für Lösungen bietet.
Grossdemo der Bauarbeiter in Zürich (Foto: Unia)
Die Gewerkschaften Unia und Syna riefen gestern zu einer gesamtschweizerischen Demonstration der Bauarbeiter auf. Mehr als 18‘000 Bauarbeiter – deutlich mehr als erwartet – nahmen an der Demo teil.
Hände weg von der Rente mit 60
Die Bauarbeiter brachten deutlich zum Ausdruck zum Ausdruck, dass sie sich gegen den Angriff auf die Rente mit 60 wehren werden. Der Baumeisterverband nehme den vorübergehenden Anstieg der Anzahl älterer Bauarbeiter zum Anlass, einen Kahlschlag bei der Frühpensionierung zu fordern.
«Er will entweder das Rentenalter auf 62 Jahre erhöhen oder die Renten um 30 Prozent auf durchschnittlich rund 3‘300 Franken kürzen. Dann könnte sich niemand mehr leisten, mit 60 in Rente zu gehen. Die Rente mit 60 ist etwas vom Wichtigsten für die Bauarbeiter, sie erlaubt in Würde in Rente zu gehen, statt invalid oder entlassen zu werden. Wer die Rente mit 60 angreift, greift die Würde der Bauarbeiter an», hielt Nico Lutz, Sektorleiter Bau der Unia, an der Schlusskundgebung auf dem Helvetiaplatz fest.
Kein Abbau beim Vertrag und endlich eine Lohnerhöhung
Gemäss den Gewerkschaften fordern die Baumeister einen brutalen Abbau: Die Löhne für ältere Bauarbeiter sollen gesenkt und ihre Kündigungsfristen verkürzt werden können. Zudem soll es möglich sein, die übliche Wochenarbeitszeit auf bis zu fünfzig Stunden zu erhöhen, Überstunden und Reisezeit nicht eingerechnet. Für die Bauarbeiter hingegen ist klar: «Es braucht weniger lange Arbeitstage im Sommer, eine Beschränkung der stark zunehmenden Temporärarbeit und mehr Schutz bei Schlechtwetter.»
Zudem fordern die Bauarbeiter dieses Jahr eine anständige Lohnerhöhung. Trotz bester Baukonjunktur hätten die Baumeister in den vergangenen vier Jahren eine generelle Lohnerhöhung verweigert. «Den Baumeistern geht es vor allem dank der guten Leistung ihrer Angestellten gut. Deshalb ist unsere Forderung nach einer Lohnerhöhung von 150 Franken mehr als überfällig», betont Guido Schluep, Branchenleiter Bau der Syna.
Protestaktionen und Warnstreiks
Seit November 2017 fordern die Gewerkschaften den Baumeisterverband auf, über Lösungen für die Rente mit 60 zu verhandeln. Bisher hätten die Baumeister jedoch Verhandlungen verweigert und sich hinter dem Stiftungsrat für den Flexiblen Altersrücktritt FAR versteckt. Die Bauarbeiter seien über die Verhandlungsverweigerung der Baumeister wütend. An der Demonstration brachten sie dann auch klar zum Ausdruck, dass sie für ihre Rechte und ihre Würde kämpfen werden.
In einer Streikabstimmung, welche die Gewerkschaft Unia in den vergangenen Wochen mit 20‘000 Bauarbeitern auf den Baustellen durchgeführt hat, sprachen sich 93,1 Prozent der Teilnehmenden für einen Streik aus, falls der Baumeisterverband nicht Hand zu Lösungen bietet. Die Gewerkschaft Syna wird im Herbst an ihrer Berufskonferenz über Kampfmassnahmen entscheiden.
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