Rückgang der Gewaltdelikte in der Schweiz
Von: mm/f24.ch
Die Zahlen der obligatorischen Unfallversicherung bestätigen die aus der Kriminalstatistik erkennbare Trendwende: Die Gewaltdelikte nehmen ab, bei jungen Männern um vierzig Prozent seit 2008. Zugenommen haben 2015 hingegen die Unfälle von Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahr.
Weniger Gewaltdelikte in der Schweiz (Foto: bfu)
Zwar ist die Zahl der Berufsunfälle weiter gesunken, dafür gab es mehr Freizeitunfälle sowie mehr Unfälle von Arbeitslosen und Stellensuchenden. Insgesamt haben die Unfälle 2015 um 1,6 Prozent zugenommen. Grund dafür ist, dass es in der Schweiz mehr Stellensuchende und Beschäftigte gab. Auch war das Wetter schöner als im Vorjahr, was zu mehr Freizeitunfällen führte. So verzeichnete die obligatorische Unfallversicherung 2015 fast 810 000 neue Unfälle, wie die aktuelle Statistik der SSUV (siehe Box) zeigt.
Unfallstatistik nach UVG (Arbeitnehmende und Stellensuchende)
| 2015 | 2014 | Veränderung |
Berufsunfälle | 266'661 | 268'156 | -0.6% |
Freizeitunfälle | 596'562 | 513'259 | -2.6% |
Unfälle Stellensuchenden | 16'431 | 15'288 | -7.5% |
Total | 809604 | 796703 | -1.3% |
Stärkster Rückgang bei jungen Männern
Die jüngste Auswertung der SSUV der gewaltbedingten Verletzungen in den letzten zwanzig Jahren zeigt ein erfreuliches Bild: Die Gewalt in der Schweiz nimmt ab. Zwar registrierten die Unfallversicherer nach wie vor doppelt so viele Gewaltfälle wie vor zwanzig Jahren. Zwischen 2008 und 2014 ist die Zahl der Verletzten nach Gewaltdelikten aber um zwanzig Prozent gesunken.
«Der Rückgang ist fast ausschliesslich auf das Verhalten der Männer im Alter von 15 bis 24 Jahren zurückzuführen», sagt Alois Fässler, Statistiker der Suva. Bei ihnen gingen die Gewaltdelikte seit 2008 sogar um vierzig Prozent auf jährlich knapp 2‘200 Fälle zurück. Davor hatte sich in dieser Gruppe die Zahl der Gewaltfälle noch auf über 3‘600 Fälle pro Jahr vervierfacht.
Mehr Gewalt am Wochenende
Die Zunahme der gewaltbedingten Verletzungen in den letzten zwanzig Jahren hängt auch mit dem veränderten Freizeit- und Ausgehverhalten zusammen. Dies haben bereits frühere Studien gezeigt. Die Gewaltfälle haben sich stärker auf das Wochenende verlagert. I
n der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre passierten noch weniger als siebzig Prozent der Gewaltfälle von 15- bis 24-Jährigen am Freitag, Samstag oder Sonntag. 2014 waren es rund achtzig Prozent, das sind etwa vierzig Fälle pro Wochenende. In den Nächten auf Samstag und Sonntag ist die Gewalt zwischen 22 und 6 Uhr morgens am höchsten.
Kein Rückgang bei den jungen Frauen
Bei den Frauen zwischen 15 und 24 Jahren haben in den letzten zwanzig Jahren die gewaltbedingten Verletzungen gleich stark zugenommen wie bei den jungen Männern. Anders als bei den Männern stieg die Zahl der Verletzungen bei den Frauen kontinuierlich an.
Die Entwicklung der Gewaltfälle verläuft in der polizeilichen Kriminal- und in der UVG-Statistik parallel: Die Anzahl Fälle erreicht praktisch gleichzeitig den Höhepunkt und nimmt seit 2009 gleichlaufend ab. «Diese starke Übereinstimmung widerspricht der These, dass sich die Zahl der polizeilich registrierten Gewaltfälle hauptsächlich deswegen verändert, weil sich das Anzeigeverhalten geändert hat», sagt Fässler.
Die Verletzungen sind schwerwiegender
Der Mittelwert der Heilkosten (Median) aller Gewaltfälle ist höher als jener aller Freizeitunfälle: Aktuell betragen die Heilkosten eines Gewaltfalls durchschnittlich 600 Franken, für die Freizeitunfälle 370 Franken. Zudem nahmen die Heilkosten bei den Gewaltfällen stärker zu als bei den Freizeitunfällen.
Zwischen 1995 und 2012 hat sich der Mittelwert der Heilkosten bei den Gewaltfällen fast verdoppelt (+93 Prozent). Bei den Freizeitunfällen ist dieser nur um 45 Prozent gestiegen. «Diese Kostenentwicklung deutet darauf hin, dass die gewaltbedingten Verletzungen tendenziell schwerwiegender sind als noch vor zwanzig Jahren», sagt Alois Fässler. Insgesamt geben die Unfallversicherer jährlich rund fünfzig Millionen Franken für Gewaltfälle aus. «Denn wenn zwei sich schlagen, zahlen alle.»
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