Aus dem Mittelmass ausreissen
Von: Wolfgang Rytz
Das „Sport Forum Aargau“ wächst. 200 Teilnehmer waren von der zweiten Auflage im Wettinger Tägerhard begeistert. Tesla-Testfahrten und Referate von Zukunftsforscher Georges T. Roos, Rollstuhl-Spitzensportler Marcel Hug und Unternehmer Hermann Scherer erfüllten die Zielsetzung des gastgebenden Aargauer Turnverbandes, den Rhythmus des Sportes zu erleben.
Hermann Scherer beeindruckte am „Sport Forum Aargau“ mit seiner analytischen Aufforderung, aus dem Alltag auszubrechen. (Foto: wr)
„Lasst uns heute Abend erfahren, was erfolgreich anders ist“, forderte der Präsident des Aargauer Turnverbandes, Jörg Sennrich, in seiner Begrüssung vieldeutig auf. Die Referenten erfüllten sodann die Erwartungen des sportaffinen Publikums. Dieses bestand vorwiegend aus Turnfunktionären, aber auch aus Vertretern anderer Sportarten.
Für Begeisterungsstürme sorgte Hermann Scherer (Archivvideo). In einem vierzigminütigen Schwall an provokativen Aussagen und erheiternden Erkenntnissen zu Lebensgewohnheiten bemühte sich der 53-jährige Bayer, die Forumsbesucher aus dem Alltagstramp zu reissen. „Das Chaos ist das einzige, das uns hilft, uns zu ändern“, warf er dem baffen Publikum um die Ohren. Entlarvend dazu seine Beobachtung: „Erwachsene sind aufs Ergebnis ausgerichtet, Kinder aufs Leben.“
„Zünden Sie die Welt an!“
„Wir dürfen nicht normal sein“, forderte Scherer von den Forumsteilnehmern zu Beginn seines Feuerwerks unter dem Titel „Jenseits vom Mittelmass“. Der Businessexperte, der über vierzig Bücher herausgegeben hat, ist nicht nur ein Meister der Theorie.
Dass er seine kecken Vorschläge umsetzen kann, bewies er vor Jahren mit einem Zukunftsforum. Da holte Scherer den amerikanischen Präsidenten Bill Clinton nach Deutschland. In Berücksichtigung der vorwiegend älteren Teilnehmer in Wettingen provozierte er abschliessend mit der Feststellung: „Alle kommen in ihrem Leben in die Phase des Bereuens.“ Das sei vergeudete Zeit. „Gehen Sie hinaus und zünden Sie die Welt an.“
Blick ins Jahr 2037
Zurückhaltender referierte Zukunftsforscher Georges T. Roos (Archivvideo)beim Ausblick auf 2037. Der Luzerner entführte in die künftige digitale Welt. Er eröffnete den Zuhörern, dass in zehn Jahren fünf Milliarden Gegenstände miteinander verbunden sein würden.
Als Beispiel nannte er einen Blumentopf, der bei Trockenheit automatisch eine Giesskanne zur Bewässerung auslöse. Seine Ausführungen über die künstliche Intelligenz brachte das Publikum gleichermassen ins Staunen wie Fürchten.
So sagte Roos, dass Computer künftig achtzig Prozent der Aufgaben von Ärzten übernehmen können. „Die Verknüpfung von Mensch und Maschine wird die Welt verändern.“ Ängste seien trotzdem nicht angebracht, beruhigte der Zukunftsforscher: „Auch der Mensch lernt ständig dazu.“
Der zweifache Rollstuhlsport-Olympiasieger Marcel Hug (Archivvideo), eben mit drei Weltmeistertiteln aus London heimgekehrt, beeindruckte das „Sport Forum Aargau“ mit Ausführungen zu seinem Sport und seiner Karriere. Seit 2010 ist der 31-jährige Thurgauer Profisportler. Viele Zitate von Rafael Nadal bis Dalai Lama begleiteten den Vortrag von Hug und bestätigten, dass der fünffache Sportler des Jahres auch als Mensch eine Kapazität ist.
Öffnung für ganzen Aargauer Sport
Turnverbandspräsident Jörg Sennrich zeigte sich angetan von der Qualität der Referate. „Wir wollten an diesem Forum ursprünglich unseren Vereinsführungen Inspirationen geben“, erklärte er. Diese Erwartungen seien auch bei der zweiten Auflage erfüllt worden. „Die Stimmung war gut. Nun hoffe ich, dass die Inputs den Alltag der Teilnehmer bereichern.“
Gefallen am Forum fand auch Christian Koch. Der Chef der Sektion Sport im kantonalen Departement Bildung, Kultur und Sport begrüsst die Anstrengungen des Turnverbandes, diese Veranstaltung künftig der ganzen Aargauer Sportfamilie zu öffnen.
Das dritte „Sport Forum Aargau“ findet am 6. September 2018 wiederum im Wettinger Tägerhard statt.
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