Die Pfahlbauten in Beinwil-Ägelmoos erhalten einen Erosionsschutz
Von: mm-f24.ch
Die Pfahlbausiedlung Beinwil-Ägelmoos ist Teil des UNESCO-Welterbes und eine der wichtigsten archäologischen Fundstellen im Aargau. Forschungstaucher stellen seit Jahren eine starke Erosion dieser prähistorischen Siedlungsreste fest. Zum Schutz vor weiterer Zerstörung ist eine Abdeckung des gefährdeten Bereichs mit Geotextil und Kies notwendig.
Ein Forschungstaucher dokumentiert den Zustand der archäologischen Fundstelle unter Wasser. Im Vordergrund sind freigespülte Pfähle zu erkennen (Foto: Unterwasserarchäologie Zürich)
Dank seiner (noch) ungewöhnlich guten Erhaltung ist die prähistorische Pfahlbausiedlung Beinwil-Ägelmoos eine der wichtigsten archäologischen Hinterlassenschaften zur Urgeschichte der Entwicklung der heutigen Menschheit. Sie gehört zum seriellen Weltkulturerbe "Pfahlbauten rund um die Alpen" und steht damit unter dem internationalen Schutz der UNESCO.
Die bis zu einem Meter mächtigen Fundschichten befinden sich vollständig unter Wasser. Dadurch sind organische Überreste wie Bauhölzer, Gerätschaften oder Textilien grundsätzlich vor der Zersetzung geschützt. Sie stellen ein einzigartiges archäologisches Archiv dar.
Schleichende Zerstörung
Grosse Teile der 3‘000 bis 6‘000 Jahre alten Siedlungsschichten liegen ohne Schichtüberdeckung ungeschützt am Seegrund. Dort sind sie Strömungen und Wellenschlag ausgesetzt. Die dadurch verursachte, anhaltende Erosion hat innerhalb weniger Jahre bereits wesentliche Teile der Siedlungsreste unwiederbringlich zerstört. Deshalb besteht dringender Handlungsbedarf – ohne Schutzmassnahmen wäre innerhalb einiger Jahrzehnte mit der Zerstörung der Fundstelle zu rechnen.
Schutz für die nächsten Jahrzehnte
Mit Hilfe von Bohrungen und Prospektionstauchgängen konnte die Kantonsarchäologie in Zusammenarbeit mit der Tauchequipe der Stadtarchäologie Zürich die geeigneten Schutzmassnahmen definieren. Weitere Grundlagen lieferten Gutachten zur Stabilität des Untergrunds und zur Gewässerökologie, so dass auch die Belange von Natur- und Umweltschutz und fischereirechtliche Fragen berücksichtigt werden können.
Gemäss den Erfahrungen, die in anderen Schweizer Seen gemacht worden sind, bietet eine Abdeckung mit Geotextil und Kies den besten Schutz der Fundstelle vor Erosion. Vorgängig befreien spezialisierte Forschungstaucher die Oberfläche von Schlick und dokumentieren und entfernen aus dem Boden ragende Pfahlstümpfe.
Anschliessend verlegen sie das Geotextil. Dieses wird mit 15-20 cm Kies abgedeckt. Der Kiestransport erfolgt durch einen speziellen Ponton mit "Jalousie-Boden". Der Ponton wird mit Kies befüllt, über der zu schützenden Fläche platziert und der Jalousieboden geöffnet. Dadurch kann die Fläche gleichmässig und mit minimaler Wassertrübung überdeckt werden.
Mit diesen Massnahmen kann das einzigartige Kulturerbe Beinwil-Ägelmoos für mindestens fünfzig Jahre geschützt und für kommende Generationen bewahrt werden.
Für die Umsetzung der Schutzmassnahmen hat der Regierungsrat des Kantons Aargau am 28. September 2016 einen Verpflichtungskredit beschlossen. Der Abschluss der Arbeiten ist für Herbst/Winter 2017/2018 geplant.
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