Aargauer Untergrund im Fokus der Wissenschaft
Von: mm/f24.ch
Der Verein Geothermische Kraftwerke Aargau (VGKA) lud auf dem Campus der Fachhoch-schule Brugg-Windisch zu einer neuen Ausgabe seiner Geothermieveranstaltung ein. In einem Referat von Prof. Dr. Martin Saar erfuhren die Teilnehmer, wie Forscher der ETH Zürich die geothermische Nutzung in mehreren Bereichen vorantreiben. Die angestrebten Erkenntnisse wären ein grosser Meilenstein auf dem Weg hin zu einem ersten Tiefenge-othermie-Kraftwerk im Aargau.
Prof. Dr. Martin Saar präsentiert Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, wie die ETH Zürich den Untergrund im Raum Brugg untersuchen will. (Foto: zVg)
Als Präsident des Vereins Geothermische Kraftwerke Aargau (VGKA) empfing Matthias Jauslin am Dienstag rund fünfzig Gäste auf dem Campus Brugg-Windisch der Fachhochschule Nordwestschweiz. Anlass war die Geothermieveranstaltung des VGKA, welche zwei- bis dreimal im Jahr stattfindet. In seiner Begrüssungsrede stellte Jauslin den Bogen zu den früheren Veranstaltungen her.
«Nachdem Experten der Geothermie das Potenzial der Geothermie im Raum Brugg erläutert haben, wird Sie der heutige Referent exklusiv darüber informieren, wie die Wissenschaft den Aargauer Untergrund genauer erforschen will.»
Als Referent konnte Prof. Dr. Martin O. Saar von der ETH Zürich gewonnen werden. Dieser präsentierte dem Publikum das von ihm geleitete Forschungsprojekt im Kanton Aargau. Martin Saar ist seit 2015 ordentlicher Professor für Geothermische Energie und Geofluide an der ETH Zürich. Mit seiner Berufung hat das Departement Erdwissenschaften der ETH Zürich eine neue Professur im Bereich Geothermie geschaffen.
Elektromagnetische Wellen sollen Aufschluss geben
Als Leiter der «Geothermischen Energie und Geofluide Gruppe» der ETH Zürich stellte Saar vor, wie sein Forschungsteam den Untergrund im Raum Brugg mit elektromagnetischen Wellen genauer erforschen will. Mit diesen sogenannten magnetotellurische Messungen soll die Durchlässigkeit im Boden für Gase oder Flüssigkeiten bestimmt werden.
Dazu verwenden die Forscher elektromagnetische Wellen, die bei Gewitter entstehen. Auf diese Weise ist es der Gruppe um Saar möglich, den elektrischen Widerstand im Boden zu messen. Je besser der Untergrund leitet, desto interessanter ist das Gebiet für die Geothermie.
Die Herausforderung der Messungen besteht darin, die Störungen durch andere Quellen elektromagnetischer Wellen zu umgehen. In der Schweiz erschweren insbesondere elektrische Hochspannungsleitungen die Messung. Saar sieht gerade darin den wissenschaftlichen Reiz: «Als Forscher sucht man nach solchen Herausforderungen», zeigt sich Saar optimistisch.
Gleichzeitig führt die NAGRA seismische Messungen in der Region durch. Saar hofft, dass sich die daraus gewonnenen Ergebnisse mit seinen Daten zusammenführen lassen und so ein noch exakteres Bild vom Untergrund liefern.
Viele Wege führen nach Rom
Im Anschluss gab Saar den Anwesenden einen Ausblick dazu, wie eine konkrete geothermische Nutzung aussehen könnte. Die ETH Zürich befasst sich gegenwärtig mit alternativen Methoden der geothermischen Nutzung. So kann sich Saar vorstellen, anstatt Wasser CO2 als Energieträger in den Untergrund einzuspeisen. Diese Methode bringe den Vorteil mit sich, dass sie für die Stromproduktion effizienter sei als EGS-Projekte mit Wasser.
Daneben erforscht die ETH Zürich, wie sich bei der hydraulischen Stimulation die Gefahr durch Erdbeben minimieren lässt. Ein neues Verfahren soll bereits ab 2017 in Haute-Sorne, Kanton Jura zur Anwendung kommen.
Matthias Jauslin hält erfreut fest: «Die verschiedenen Projekte sind für die Zukunft der Geothermie in der Schweiz von grosser Bedeutung und ein grosser Meilenstein auf dem Weg hin zu einem ersten Tiefengeothermie-Kraftwerk im Aargau». Dem stimmt Martin Saar zu: «Ich bin optimistisch eingestellt, dass ein geothermisches Kraftwerk zur Stromproduktion im Aargau möglich sein wird.»
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